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Audrey-Lynn Struck

40 Jahre unbürokratische Hilfe: Ambulante Hilfe feiert Jubiläum und wagt Blick in die Zukunft

Helfen Wohnungslosen Menschen (von links): Auf diesem sind zu sehen von links nach rechts:  Astrid Hentschel, Jens Schreck, Sabine Standke, Stephanie Forstner, Tanja Wardinski, Marina Opitz. (Foto: Peter Opitz)
Helfen Wohnungslosen (von links): Astrid Hentschel, Jens Schreck, Sabine Standke, Stephanie Forstner, Tanja Wardinski und Marina Opitz. (Foto: Peter Opitz)

CELLE. Ob ein Schlafplatz für ein paar Stunden, Hilfe beim Lesen der Post, ein wöchentliches Frühstück oder einfach nur ein warmer Kaffee: Die Ambulante Hilfe Celle ist mehr als nur Beratungsstelle – und das schon seit 40 Jahren. Während sich früher meist Durchreisende bei der Ambulanten Hilfe ihren Tagessatz auszahlen ließen, hat die Beratungsstelle mittlerweile überwiegend mit den Celler Bürgern zu tun. "Meist sind es multiple Probleme, warum jemand seine Wohnung verliert", weiß Marina Opitz von der Ambulanten Hilfe. Ein Hauptproblem in ihren Augen: "Es fehlt der kleine, bezahlbare Wohnraum."


Aktion "Eine Bank ist kein Zuhause"


Unter dem Motto "Eine Bank ist kein Zuhause" macht die Ambulante Hilfe am 11. September, dem Tag der Wohnungslosen, auf die Wohnungsnot aufmerksam. Seit einem Jahr mietet die Einrichtung bei der Allerland eine Wohnung für eine Hilfsbedürftige an, die ohne Bürgschaft nur schwer etwas finden würde. "Nach einem Jahr bekommt sie dann die Möglichkeit, dass der Mietvertrag an sie übergeht", sagt Marina Opitz. Das Jahr ist fast rum, bisher lief alles reibungslos. Die Einrichtung, die zu "Diakonisches Werk Hannover" gehört, hat deshalb bereits eine zweite Wohnung angemietet.


"Die größte Angst unserer Klientel ist es zu versterben und niemand kriegt es mit."

Die Ambulante Hilfe versucht unbürokratische, schnelle Hilfe zu leisten – im Rahmen ihrer Möglichkeiten. So erstellten sie zusammen mit der Bahnhofsmission einen sozialen Stadtplan, wo alle sozialen Einrichtungen und Beratungsstellen nebst Kontaktdaten zu finden sind. Als ein Wohnungsloser täglich auf dem Sofa im Aufenthaltsraum einschlief, weil er sich nur hier sicher fühlte, richteten sie in einem anderen Raum einen Schlafsessel ein. "Die größte Angst unserer Klientel ist es zu versterben und niemand kriegt es mit", weiß Marina Opitz. Wenn jemand verstirbt, richtet die Ambulante Hilfe deshalb ein Erinnerungsfrühstück aus, man tauscht Erinnerungen an den Verstorbenen aus und zündet eine Kerze an.


Doch es gibt Grenzen, die ohne politische, strukturelle und finanzielle Unterstützung nicht überwunden werden können. Seit zwei Jahren trifft sich die Ambulante Hilfe in einem Arbeitskreis mit anderen sozialen Celler Einrichtungen und Politikern. Die Ergebnisse sollen nun im Herbst bei dem Runden Tisch "Obdach- und Wohnungslosigkeit" der Stadt Celle präsentiert werden. Die Erkenntnisse stützen sich dabei direkt auf die Erfahrungen der Hilfsbedürftigen, die unter anderem drei Monate lang Fragebögen ausfüllten. "Wir wollen nicht nur fordern, wir wollen etwas mitbringen", sagt Marina Opitz.


 

Obdachlosigkeit oder Wohnungslosigkeit?


Beide Begriffe werden oft miteinander verwechselt beziehungsweise für das Gleiche verwendet. Das stimmt jedoch nicht, wie Marina Opitz erklärt. Obdachlosigkeit bedeutet, keine Unterkunft zu haben. Die Betroffenen können in Celle in Scheuen (für Männer) oder in drei weiteren Frauenunterkünften untergebracht werden. Sie werden in der Statistik deshalb nicht als Obdachlose geführt, sondern sind gemeldete Einwohner des entsprechenden Ortsteils. In Celle gibt es rund 30 Plätze, Doppelbelegungen sind im Notfall in Scheuen möglich.


Wohnungslos sind Menschen ohne festen Wohnsitz, die ihren Schlafplatz häufig wechseln und manchmal bei Familie oder Bekannten unterkommen können. Die Ambulante Hilfe bietet diesen Menschen an, ihre Post anzunehmen. Dieses Angebot nehmen alleine rund 180 Menschen in Celle an. "Die Dunkelziffer von Wohnungslosen wird noch höher sein", sagt Marina Opitz. Neben Marina Opitz arbeiten in der Beratung Stephanie Forstner, Sabine Standke und Jens Schreck, Astrid Hentschel unterstützt im Aufenthaltsraum und bei der Postausgabe.

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