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Audrey-Lynn Struck

9:1 gewonnen, und doch nicht zufrieden - Das Wort zum Montag, Folge 136



Neulich fragte mich ein Freund: Wie kommt es eigentlich, dass uns neun positive Reaktionen auf das, was wir gesagt, geschrieben oder getan haben, weniger stark berühren wie eine einzige Stimme, die uns kritisiert und uns keinen Beifall spendet.

Ich empfinde das übriges ähnlich. Darum habe ich diese Frage auch so lange mit mir herumgetragen. Warum uns eine einzelne Kritik mehr zu Herzen geht als ganz viel Zustimmung – das ist wirklich ziemlich merkwürdig, wo wir doch einen 9:1 Sieg unserer Lieblingsmannschaft beim Fußball als grandiosen Erfolg abbuchen würden.

Ich glaube, diese ungleiche Gewichtung von Lob und Kritik hat mehrere Ursachen. Zum einen habe ich den Eindruck, dass wir mit Lob und Zustimmung schlecht umgehen können. Wie oft höre ich, wenn ich mich für einen Gefallen, den mir jemand getan hat, bedanke … die Antwort: „Dafür nicht!“. Hey, warum können wir den Dank nicht genießen und ihn einfach annehmen und uns darüber freuen? Weil wir bescheiden sein wollen, weil man uns beigebracht hat: Nicht geschimpft ist genug gelobt? Also, den Erfolg und die Zustimmung sollten wir mehr wertschätzen. Das kann man übrigens auch üben – und darum ist das alte Kirchenlied: „Lobe den Herren, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ so aktuell. Dieses Lied leitet uns an, das Gute und Gelungene nicht aus dem Blick zu verlieren…


… weil die Kritik so stark ist. Und das erklären kluge Wissenschaftler (Evolutionsbiologen) damit, dass Kritik eigentlich dem Leben dient. Wer uns auf Fehler und auf Schwächen aufmerksam macht, will uns im Grunde helfen, es besser zu machen und neue Gedanken zu entwickeln. Darum sind wir auf Kritik so besonders fokussiert und springen unsere Warnlampen sofort an. Achtung, hier liegt etwas im Argen! Das ist doch eigentlich eine wunderbare Sache, oder?


Aber es gibt gerade in den sozialen Medien auch eine Kritik, die ätzend ist und die gerade nicht aufbauen will, sondern vernichten. Ja, auch das ist eine Seite der öffentlichen Kritik, die mehr und mehr um sich greift. Darum sprechen manche ja auch von den unsozialen Medien.


Ich finde, wichtig ist, dass wir im Laufe unseres Lebens ein gutes Selbstvertrauen entwickeln und nicht jeden Schuh anziehen, den man uns vorhält. Vor einigen Tagen habe ich einen Brief bekommen, in dem sich eine Frau bitter beschwerte, dass ich mich nicht genügend um ihre alte Mutter kümmern würden. Sie lebt allein – und da könne man doch erwarten, dass der Pastor regelmäßig vorbeischaut. Dass ich mich um eine Haushälterin gekümmert habe, wir in der ersten Coronanzeit eine Jubiläumshochzeit im Garten gefeiert haben – und ich bald danach den Vater beerdigt – nicht der Rede wert, fand die Frau. Darum ziehe ich mir diesen Schuh der Kritik nicht an.


Also: Kritik ist nötig und kann uns weiterbringen. Aber wir sollten auch so realistisch sein und erkennen, dass wir es nicht allen Menschen recht machen können. Und niemand von und ist vollkommen Zum Schluss noch ein Satz von Josef Strauß, der gesagt hat: „Wer everybody's darling sein will, ist bald everybody's Arschloch.“ Recht hat er, finde ich. Bleibt behütet.


Pastor Uwe Schmidt-Seffers


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