Abschied nicht ohne Kritik am Oberbürgermeister
- Anke Schlicht
- 31. März 2022
- 2 Min. Lesezeit

CELLE. Seine Celler Karriere begann wie die des Stadtkämmerers Thomas Bertram unter dem damaligen Verwaltungschef Dirk-Ulrich Mende (SPD), gerne hätte sich Ulrich Kinder bis zum Erreichen des regulären Pensionsalters in den Dienst der Stadt Celle gestellt. Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge (CDU) zeigte jedoch wie aktuell bei Thomas Bertram keine Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit.
Und so verabschiedete sich der Stadtbaurat nach achtjähriger Amtszeit, die heute zu Ende geht, sowohl im Bau- als auch im Umweltausschuss jeweils mit einer kleinen Rückschau ohne jede Bitterkeit, unterlegt mit sparsamen, aber durchaus deutlichen Aussagen adressiert an die Spitze der Verwaltung. Die vier E’s seien für einen Stadtplaner wichtig: erhalten, entwickeln, erneuern, entlasten (Verkehr). „Das ist insgesamt gut gelaufen“. Die Sanierungsgebiete Altstadt und Allerinsel hätten an Fahrt aufgenommen, der Klimaschutzbeschluss sei gelungen, der Nordwall umgestaltet. „Ein tolles Projekt war das Village, das wir als Stadt stark unterstützt haben“, betonte Kinder mit Blick auf die preisgekrönte Wohn- und Geschäftsbebauung auf dem ehemaligen Feuerwehrgelände in der City. Stolz sei er auch auf die Etablierung von Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten quer durch die Stadt sowie den für seine biologische Vielfalt von der UN ausgezeichneten Heilpflanzengarten.
„Es war nicht alles möglich, was ich mir vorgestellt habe, ich hätte manches anders gemacht – mal ganz abgesehen davon, wie man miteinander umgeht“, schränkte der studierte Stadtplaner die Erfolgsbilanz ein. „Ich hätte mehr auf Dialog mit der Stadtgesellschaft und der Politik gesetzt – es geht nicht ohne.“ Die Allerinsel habe länger gebraucht als gedacht, auch die Rathsmühle rechnete er nicht der Plusspalte zu. Bei der Ortsteilplanung sei noch viel Luft nach oben. „Das Gewerbegebiet ‚Auf der Grafft‘ ist zur Adresse eines großen Nutzers geworden, mein Wunsch wäre eine Vielfalt gewesen.“
Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen dem Leiter des Baudezernats und dem Oberbürgermeister war, hatte sich zuletzt daran gezeigt, dass der Verwaltungschef eine im Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellte Ausarbeitung Kinders zur zukünftigen Gestaltung der Altstadt im Sommer 2021 nicht öffentlich präsentiert sehen wollte. Die lokalen Medien machten einen Strich durch die Rechnung des Stadtoberhauptes. „Na ja, und nun fließen die Ideen doch in die aktuellen Entwürfe ein“, bilanzierte der 62-Jährige sehr zufrieden.
Alles andere als zufrieden äußerte er sich hingegen über den Umgang mit dem Erbe des Architekten Otto Haesler: „Hier sind Fehler gemacht worden. Alles muss erhalten bleiben, sonst strahlt es negativ nach außen“, betonte Kinder und gab den Ausschuss-Mitgliedern mit auf den Weg: „Es muss gut umgegangen werden mit dem baukulturellen Erbe Otto Haeslers.“
Sowohl der aktuelle Bauausschuss-Vorsitzende Axel Fuchs als auch sein Vorgänger Jürgen Rentsch hielten in ihren kurzen Ansprachen ein kleines Präsent rein verbaler Natur für den scheidenden Stadtbaurat parat, das diesen der Mimik nach zu urteilen nicht ganz ungerührt ließ: „Wir bedauern, dass wir nicht weiter mit Ihnen zusammenarbeiten, das hätten wir gerne getan.“