CELLE. Nach unserer Berichterstattung zur "unkonventionellen" Gästeauswahl für eine Podiums-Diskussion im Celler Schlosstheater erklärt sich Andreas Döring als Einlader und Intendant. Auf die im Bericht genannten Diskrepanzen geht er dabei nicht ein, sondern holt zu einem politischen Rundumschlag allein gegen die AfD aus.
"Politplauderei statt Podiumsdiskussion"
Aufhorchen lässt u.a. eine Passage: "Die Selbstermächtigung, behaupten zu dürfen, wer im Recht sei und wer nicht, belegt lediglich, selber außerhalb von gültigen Rechtsvorstellungen zu stehen." Aber genau das tut Döring in seiner umfangreichen über 1500 Wörter zählenden "Positionierung", die CELLEHEUTE vorliegt und ursprünglich veröffentlicht wurde (siehe Hinweis "Update"). Und er lässt damit die Chance ungenutzt, die genau solche Podiumsdiskussionen bieten und deren ureigener Sinn es ist:
Besteht doch genau dort die Möglichkeiten, Kritik zu äußern, Standpunkte zu klären, aus Sicht der jeweils anderen Position den politischen Gegner "vorzuführen" oder tatsächlich auch mal neue Erkenntnisse zu gewinnen - und damit insgesamt den Zuhörenden, sich ein eigenes Bild zu machen. Wie z.B. das "Scheuengespräch" in Eicklingen zeigte, herrscht bei den Celler Kandidaten traute Einigkeit in nahezu allen Bereichen auf regionaler Ebene - dort wurden AfD und Linke nicht eingeladen. Auch im Schlosstheater ist daher eher eine "politische Plauderei" als eine Diskussion zu erwarten - man muss kein Hellseher sein um zu wissen, dass dort selbstverständlich alle vor der Wahl zusichern, sich für das Theater und die Kultur insgesamt einzusetzen.
*Update* Auf Bitten des Schlosstheaters wurde die ursprünglich veröffentlichte Mitteilung mit folgender ersetzt - unzensiert und unkommentiert:
KULTUR TRIFFT POLITIK, die sich zur Kultur des Miteinander und zur Kunstfreiheit bekennt Eine Positionierung. (Andreas Döring, Intendant Schlosstheater) Die Leitungen des Schlosstheaters und der CD Kaserne haben das Recht, Veranstaltungen programmatisch selbstbestimmt zu gestalten und im eigenen Interesse die Belange der Kultur öffentlich zu machen und entsprechend hierfür auch politische Gäste einzuladen, die sich in der Sache als interessierte und ergebnisorientierte Gesprächspartner anbieten. Die Frage, warum die AfD nicht eingeladen wurde, begründet sich neben dem generellen Veranstalterrecht inhaltlich wie folgt: Die AfD widerspricht in Wort, Schrift und in ihren erkennbaren politischen Absichten dem verfassungsgemäßen kulturellen Auftrag der Theater in einer diversen Zivilgesellschaft. Sie suggeriert über Ihre ausgrenzenden, programmatisch sich einmischenden und damit die Kunstfreiheit einschränkenden Forderungen, dass die öffentlich geförderten Theater sich außerhalb einer durch die AfD definierten Legitimation befänden.
Dadurch widerspricht sie der aus historischer Erfahrung sehr weitgefassten Kunstfreiheit des Grundgesetzes und den Grundwerten einer kulturell toleranten und offenen Zivilgesellschaft. Die AfD hat sich seit Ihrem Bestehen weder um einen Dialog mit der geförderten Kulturszene bemüht, noch fördernde Perspektiven oder Dialog über Sachthemen erkennen lassen. Sie reduziert ihre kulturpolitische Rolle auf das Beklagen einer angeblich unsachlichen Auseinandersetzung mit ihren Werten und lässt dabei eine latent aggressive Haltung jenseits von Sachthemen erkennen, was auch im Programm nachzulesen ist. Ihre programmatische Ausrichtung steht zudem diametral der Ziel- und Leistungsvereinbarung des Landes Niederdachsen für Theater gegenüber.
Es ist nach unserer Auffassung deshalb die vorab zu klärende Aufgabe einer zur Wahl stehenden Partei, Ihre Kultur-Politik für einen konstruktiven Dialog und für Förderperspektiven auf dem Boden geteilter Werte und dem Grundsatz der Kunstfreiheit erkennbar zu machen.