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Audrey-Lynn Struck

AKH-Chefarzt informiert über Multiple Sklerose


Mimoun Azizi
Dr. med. Mimoun Azizi. Foto: AKH Celle

CELLE. Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste nicht traumatische neurologische Erkrankung in Deutschland, meist tritt sie zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. „Doch auch ältere Menschen können betroffen sein. Oftmals werden Symptome wie Fußhebeschwäche, Gang oder Sensibilitätsstörung jedoch nicht mit MS in Verbindung gebracht, sondern anderen sogenannten Alterskrankheiten zugeordnet. Wichtig ist deshalb eine möglichst frühe Diagnose, um passende Therapiemöglichkeiten ergreifen zu können“, erläutert Dr. med. Mimoun Azizi, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Neurogeriatrie im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Celle.

Denn gerade bei älteren MS-Erkrankten komme es oftmals allgemein zu starken Störungen des autonomen Nervensystems und im Speziellen zu Störungen der motorischen Funktionalität. „Viele dieser Patientinnen und Patienten klagen über Spastiken, Ganzkörperschmerzen, Schlafstörungen und Harninkontinenz. Die meisten benötigen eine Gehhilfe, viele sind nicht mehr in der Lage, ihre Wohnung zu verlassen. Nicht wenige dieser Betroffenen geben depressive Symptomatiken an wie etwa Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Perspektivlosigkeit und innere Leere“, sagt der Mediziner.

Hier setze die ganzheitliche komplexneurogeriatrische Behandlung bei MS-Erkrankten im Alter im Allgemeinen Krankenhaus Celle an. „MS-Patientinnen und -Patienten haben spezielle Bedürfnisse, auf die wir ganz individuell eingehen. Dabei bieten wir nicht nur Therapien an, um die motorischen Defizite zu behandeln, sondern auch um den kognitiven Störungen wie auch den emotionalen Belastungen entgegenzuwirken“, sagt der AKH-Chefarzt.

Am Anfang stehe dabei natürlich eine effiziente und rasche Diagnostik – dafür können alle diagnostischen Möglichkeiten des AKH genutzt werden. „So kann möglichst schnell gezielt behandelt und therapiert werden“, sagt Azizi. Je nach Bedarf spielen dabei neben einer medikamentösen Therapie auch Bereiche wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie eine signifikante Rolle. „MS-Erkrankte im Alter leiden häufig auch an Ängsten, weil sie den Verlust der Mobilität fürchten und eine Zunahme an Abhängigkeiten – sie wollen ihren Kindern oder anderen Angehörigen nicht zur Last fallen“, sagt Azizi. „In Zusammenarbeit mit den Angehörigen und unserem Sozialdienst streben wir deshalb immer auch die Reintegration der MS-Patientinnen und -Patienten in ihr häusliches Umfeld an. Dabei werden auch Hilfsmittel während des klinischen Aufenthaltes auf Ihre Wirksamkeit getestet und gegebenenfalls auch für Zuhause verschrieben, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen und die Angehörigen zu entlasten.“

Multiple Sklerose im Alter führe zudem oft auch zu einer Vorverlegung von Erkrankungen, die an sich erst in einem sehr hohen Alter auftreten – beschleunigt durch die entzündlichen Prozesse der Erkrankung. „Auch deshalb sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung enorm wichtig“, unterstreicht der Chefarzt abschließend. „Mit der multimodalen Therapie werden dabei gezielt und intensiv die motorischen, sensiblen und kognitiven Ausfälle behandelt – das Risiko weiterer Folgeerkrankungen kann so wirksam reduziert werden.“


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