CELLE. Beleidigungen, Ausgrenzung und respektloses Verhalten gehören an nicht wenigen deutschen Schulen zum Alltag. Deshalb hat die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey im Jahr 2018 das Präventionsprogramm „Respekt Coaches“ ins Leben gerufen. Schulen werden dabei an bundesweit über 270 Standorten unterstützt, Toleranz und Demokratieverständnis zu fördern sowie Radikalisierung und der Ausbildung demokratiefeindlicher, extremistischer Ideologien mit primärpräventiven Angeboten entgegenzuwirken.
Der CJD Jugendmigrationsdienst Celle setzt das Programm vor Ort mit Trägern der politischen Bildung und der Extremismusprävention an zwei Kooperationsschulen in Celle um. Die Jugendmigrationsdienste begleiten junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf bei der Integration in das gesellschaftliche oder berufliche Leben. Ihre Arbeit zeichnet sich durch interkulturelle Kompetenz, sprachliche Vielfalt und langjährige Beratungspraxis am Übergang von der Schule zum Beruf aus.
Seit Mai 2019 arbeitet Teresa Zacharias, Mitarbeiterin des CJD Jugendmigrationsdienstes Celle, als Respekt Coach an der Albrecht-Thaer-Schule Berufsbildende Schulen III. Ein weiterer Respekt Coach ist seit Januar 2020 an der Oberschule an der Welfenallee in Celle tätig. Die Aufgabe der beiden besteht darin, sich gegen Diskriminierung und religiös-begründeten Extremismus und für ein verständnis- und respektvolles Miteinander an den beiden Schulen einzusetzen. Dazu gehört neben der sozialpädagogischen Begleitung der SchülerInnen vor Ort auch, zusätzliche Angebote zu Themen der Demokratieförderung und der Extremismusprävention zu initiieren und zu organisieren.
Im Rahmen der bundesweit stattfindenden Aktionswochen gegen Rassismus im März 2022 stellte Teresa Zacharias an der Albrecht-Thaer-Schule ein einwöchiges Programm aus vielfältigen Angeboten zusammen, das sie mit den Sozialpädagogen der Schule, Kim Koerner und Deniz Karabulut, erarbeitete. So hat bereits zu Beginn der Veranstaltungsreihe das Spoken Word Theater aus Rostock das Theaterstück „Die Anderen“ vor fünf Klassen der Berufseinstiegsschule inszeniert, um im Anschluss daran mit den SchülerInnen über das Thema Alltagsrassismus ins Gespräch zu kommen.
Am zweiten Veranstaltungstag schilderte der Nazi-Aussteiger Christoph Sorge in zwei Vorträgen in einem persönlichen Erfahrungsbericht, wie er bereits als Kind in die rechte Szene „hineinrutschen“ konnte und sich ab diesem Moment die Rechte Ideologie über Jahre immer tiefer in seinem Bewusstsein verankerte. Er berichtete vom 10-monatigen Prozess seines Ausstiegs und davon, wie er heute als Neonazi-Aussteiger in der Gesellschaft wahrgenommen wird.
Von Mittwoch bis Freitag der Aktionswoche gegen Rassismus gehen die Schülerinnen und Schüler der Albrecht-Thaer-Schule im „Escape Room“ des Evangelischen Bildungswerks Hermannsburg zum Thema Populismus und Extremismus dem "Verschwinden" eines Mitschülers auf den Grund. Auch finden parallel hierzu drei Workshops von Jugend und Religion (Politische Jugendbildung an Berufsschulen) zum Thema Alltagsrassismus und Zivilcourage statt.