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Anke Schlicht

Alle ins Boot für Allernutzung


Die Verkrautung der Aller nimmt zu. Fotos: Peter Müller und Angela Dehn-Wäsche

CELLE. Auch unter Menschen ist er nicht immer selbstverständlich, ihn zu erreichen, oft ein steiniger Weg. Die Vorsitzende der Grünen im Stadtrat, Johanna Thomsen, mahnt den respektvollen Umgang untereinander mit Blick auf die Mitglieder in regelmäßigen Abständen bei Sitzungen an. Nun appelliert sie an einen bislang nicht adressierten Akteur, seinerseits bekannt für überbordende Kraft, Unabhängigkeit und absolute Rücksichtslosigkeit. „Wir werden uns für ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur einsetzen“, kündigt sie hinsichtlich des entstandenen Konflikts zwischen Wassersport auf der Aller und deren zunehmender Verkrautung an.


Traditionsbehaftet, gesundheitsfördernd, teambildend – die Attribute des Rudersports mögen noch so überzeugend sein, die Natur schert sich um sie ebenso wenig wie um Paddler und Kanuten. All diesen mehr oder weniger privilegierten Nutzern der Aller hat sie einen Strich durch die Rechnung gemacht: Noch sieht man das Ausmaß der Verkrautung nicht sehr deutlich, aber wer sich die von der Bootsverleiherin Angela Dehn-Wäsche zur Verfügung gestellten Fotos aus dem vergangenen Jahr anschaut, bemerkt, dass die Schlingpflanzen sich sehr stark ausbreiten. Das Ökosystem Fluss reagiert auf die länger anhaltenden Hitze- und Trockenphasen der vergangenen Jahre. Niedrige Wasserstände führen zu höheren Wassertemperaturen und verstärktem Lichteinfall, wodurch ein erhöhter Krautwuchs im Gewässer, insbesondere in den Sommermonaten, ausgelöst wird. Auch eine höhere Fließgeschwindigkeit würde den Wuchs verlangsamen. Das fragliche Gebiet der Mittelaller bis zur Lachtemündung steht unter Naturschutz. Gemäht werden darf nicht zwischen April und September, jede Mahd ist genehmigungspflichtig.


Die Celler Wassersportler haben bereits vor geraumer Zeit Alarm geschlagen, in der Stadtverwaltung ist das Problem lange bekannt. Schon im Februar war der Niedersächsische Landesbetrieb für Gewässerunterhaltung, Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz vor Ort. Doch aus dem Neuen Rathaus drang nichts nach außen. Erst durch einen Antrag der Grünen, der sich mit Fragen an das zuständige Dezernat in der Verwaltung wandte, gab es sowohl Antworten zum Sachverhalt als auch öffentliche Aufmerksamkeit.


Der kurze Schlagabtausch zwischen dem Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge und dem Vorsitzenden der Grünen Stadtratsfraktion Stephan Ohl verfehlte seine Wirkung nicht. „Natur- und Umweltschutz werden ausgespielt gegen Menscheninteresse“, sagte der Verwaltungschef. Er möchte eine Ausnahmegenehmigung für eine möglichst schnell beginnende Mahd erwirken vor dem Hintergrund der großen Bedeutung des Wassersports für die Stadt Celle, hat sich per Brief ans Umweltministerium in Hannover gewandt. „Läuft das alles wieder verwaltungsintern?“, fragte Ohl. „Ich verstehe die Frage nicht, Vereine, Sportverbände, das Ministerium, alle sind eingebunden“, antwortete Nigge. Vom Umweltausschuss war nicht die Rede, hier gehört es nach Meinung der Grünen hin. Überdies regen sie einen Runden Tisch mit allen Beteiligten an. „Es braucht einen guten Kompromiss, der auch in den nächsten Jahren Bestand hat“, sagt Ohl. Das Problem sei auch in anderen Kommunen bekannt und durchaus zu bewältigen. Eine Ausnahmegenehmigung hält er für schwierig zu erwirken, vielmehr sei als Teil einer Lösung die Akzeptanz der neuen Situation und eine entsprechende Anpassung und Flexibilität nötig.

Die FDP setzt indes auf eine Resolution an die Landesregierung, die die Bedeutung des Wassersports sowie die Befahrbarkeit der Aller für den Tourismus in Celle deutlich mache, mit dem Ziel einer Ausnahmegenehmigung (CH berichtete https://www.celleheute.de/post/f%C3%A4llt-rudern-gegen-krebs-aus-fdp-erw%C3%A4gt-sondersitzung-zur-rettung-der-aller). Von diesem Vorschlag halten die Grünen nichts: „Im Gegensatz zur FDP im Stadtrat wollen wir das Umweltministerium nicht per Resolution zur Rechtsbeugung nötigen…“, heißt es in der Pressemitteilung der Grünen. Und wenn es mit dem guten Draht zur Natur für ein „respektvolles Miteinander" nichts wird, dann hilft womöglich ein anderer Draht: „Wir werden unsere guten Kontakte nach Hannover nutzen“, zeigt sich Johanna Thomsen vorsichtig optimistisch.



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