LOHEIDE. Am vergangenen Samstag wollten über vierzig historisch interessierte Gäste mehr über das Schicksal der italienischen Militärinternierten (IMIs) erfahren, die während des Zweiten Weltkriegs im Kriegsgefangenenlager Wietzendorf interniert waren. Die Exkursion wurde von der Gemeinde Wietzendorf, dem Heimatverein Peetshof Wietzendorf e.V. und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten gemeinsam organisiert.
Ab Januar 1944 befand sich in Wietzendorf das größte Offizierslager (Oflag) für IMIs in Deutschland, das Oflag 83. Wietzendorf gilt heute vielen Italiener_innen als Symbol des Widerstands der italienischen Militärinternierten, deren Schicksal und Anerkennung als NS-Opfer erst spät Eingang in die öffentliche Erinnerungskultur Italiens fand.
Während der Exkursion begaben sich die Teilnehmenden unter der Führung von Historikerin Silke Petry (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) zu wichtigen Gedenk- und Erinnerungsorten, die mit den IMIs von Oflag 83 verbunden sind. Nach einer Begrüßung im Peetshof wurden mit einem Bus der alte Bahnhof, der Gedenkstein am ehemaligen Lagergelände und der alte Friedhof in Wietzendorf mit dem Gedenkstein für Hauptmann „Waffenstillstand“ Lohse und im Lager Wietzendorf verstorbene Italiener angefahren. Trotz des immer wieder einsetzenden Nieselregens blieben die Teilnehmenden mit Interesse dabei. Bis auf den alten Bahnhof, sind andere historische Orte, insbesondere der ehemalige Lagerstandort, nicht mehr als solche erkennbar. Während der Veranstaltung wurde daher von mehreren Teilnehmenden der Wunsch geäußert, dass es zu den historischen Hintergründen an den betreffenden Orte Informationstafeln geben sollte.
Zurück im Peetshof gab es eine kleine Stärkung mit Kaffee und Kuchen. Danach gab die Heimatforscherin Martina Wagemann einen Einblick in unterschiedliche Häftlingsbiografien sowie die Arbeit mit Überlebenden und Nachfahren ehemaliger IMIs. Klaus Rühlmann, Gerline Weschke und Regina Schlote vom Heimatverein berichteten von der Rückkehr des verlorenen Ochsens, der Krippenfigur, die im von IMIs in Wietzendorf gefertigten Krippenensembles fehlte. Vergangenen Dezember wurde sie von den drei Wietzendorfer_innen nach Mailand gebracht und feierlich mit einem Gottesdienst empfangen.
Text: Gedenkstätte Bergen-Belsen