FLOTWEDEL. Die Entwicklung des Bürgerbusvereins Flotwedel sei seit mehr als zehn Jahren äußerst positiv. Doch nun ziehen dunkle Wolken auf. Und diese drohen nicht aufgrund eigenen Verschuldens, sondern resultieren aus zwei Faktoren, die der Verein gar nicht beeinflussen könne: den Auswirkungen des 9-Euro-Tickets und vor allem den gestiegenen Kraftstoffpreisen. Der Verein benötige deshalb nach eigenen Angaben dringend mehr Unterstützung.
„Unsere Zahlen belegen, dass wir nur noch etwa die Hälfte unserer Kosten kompensieren können“, berichtet Vereinsvorsitzender Dierk F. Hollo. Der Fahrbetriebsleiter Organisation, Wilmut König, ergänzt: „Nur durch den Verkauf von Fahrkarten können wir diese Welle nicht annähernd abfangen.“ Und das, obwohl sich alle Beteiligten ehrenamtlich engagieren und die Fahrer ohne Entgelt ihre Freizeit opfern. Hollo macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Wir sind inzwischen in großer Sorge.“
Doch was genau ist passiert? Ein Blick auf die Daten des Statistischen Bundesamts gibt Aufschluss. Vor exakt zwei Jahren lag der durchschnittliche Preis für einen Liter Diesel bei 1,06 Euro. Eineinhalb Jahre später rangierte er dann bei 2,18 Euro – mehr als doppelt so hoch. In den Monaten Juni bis August dieses Jahres schwankte er immerhin noch zwischen 1,91 und 2,03 Euro. Hollo stuft die Lage als schwierig ein: „Wenn das so weiter geht, wissen wir nicht, wie wir unser Angebot aufrecht erhalten können.“ Denn wenn König die bisherigen Monatszahlen aufs Jahr hochrechnet, kommt er auf rund 11.000 Euro an Aufwendungen nur für den Kraftstoff. So macht der Verein ein dickes Minus.
"Zuschüsse aus Rettungsschirm nicht angekommen"
Besonders deprimierend sei die Situation vor dem Hintergrund, dass der Bürgerbus in der Samtgemeinde Flotwedel bestens ankomme. Die hohe Akzeptanz sei aber auch ein zweischneidiges Schwert: Zum einen seien die Kunden im Sommer aufgrund der 9-Euro-Tickets in Scharen zugestiegen. Zum anderen „hatten wir aber fast keine Einnahmen“, berichtet König, „denn die meisten haben sich das Ticket andernorts gekauft.“ Ans Ziel bringen musste der Bus die Fahrgäste trotzdem. Ließen sich zum Beispiel im Mai noch 258 Menschen chauffieren, so waren es im Juni und August jeweils fast 700. Die Summe der gefahrenen Kilometer erhöhte sich von 3453 im April auf 6600 im August. Letztlich haben sich die Gesamteinnahmen laut Hollo inzwischen fast halbiert.
Damit die Flotwedeler nicht das gleiche Schicksal ereilt wie die Bürgerbusse in Bergen und Wietze, die schon aufgeben mussten, wird nun um Hilfe gebeten. Von den vom Bund zugesagten Zuschüssen aus dem Nahverkehrs-Rettungsschirm sei bislang nämlich nichts angekommen. Der Verein stehe mit der Cebus im Austausch, die im Kreis für den ÖPNV und Schülerverkehr verantwortlich zeichnet, noch sei aber kein Abschlag eingegangen.
Folglich seien weitere Zuschüsse vom Landkreis Celle, der Samtgemeinde und den Mitgliedsgemeinden zwingend erforderlich, betonen Hollo und König: „Unsere Kosten sind sonst nicht mehr aufzufangen.“ Und was dann folgen könnte, mögen sich die Vereinsmitglieder und jene, die auf den Bürgerbus angewiesen sind, nicht ausmalen.