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Susanne Zaulick

Bergens Sühnekirche droht der Abriss


Bergens katholische Sühnekirche vom Kostbaren Blut soll abgerissen werden. Fotos: Susanne Zaulick

BERGEN. „Fakt: Die Kirche mit allen Nebengebäuden wird abgerissen, da das Bistum Hildesheim die Kosten für die Sanierung nicht übernimmt und auch kein Sponsor gefunden wurde.“ Dieser Satz in einem Rundbrief des Kirchenvorstands der „Sühnekirche vom Kostbaren Blut“ hat in Bergen viele Katholiken aufgeschreckt.


Als Option steht der Abriss schon seit einiger Zeit im Raum. Vor fünf Jahren habe man an das Bistum Hildesheim, zu dem die Kirche gehört, eine Anfrage gestellt bezüglich einer Sanierung, erinnert sich Michael Schwenzer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. In der Zwischenzeit wurde von Seiten des Bistums der bauliche Sachstand analysiert und eine Kostenschätzung vorgenommen.

Die Ergebnisse wurden im vergangenen Herbst im Rahmen einer Gemeindeversammlung in Bergen vorgestellt. Eine Sanierung wird mit 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Da auch die Zahl der Gottesdienstbesucher stark abgenommen habe, sei ist es nicht vertretbar diese Summe in das Gebäude zu investieren, erläutert der Kirchenvorstand in seinem Schreiben. Und weiter: „Das Bistum Hildesheim hat Verantwortung übernommen, den Erinnerungscharakter der Sühnekirche an den Holocaust und die Nazi-Diktatur weiterzuentwickeln und Konzepte zu finden, wie diese Erinnerung auch künftig wachgehalten werden kann“.


Dieser historische Erinnerungscharakter ist – neben persönlichen Erinnerungen an Feiern wie Taufe oder Hochzeit - der „wunde Punkt“, der viele Katholiken berührt. „Ich bin zwar keine Kirchgängerin“, sagt eine Katholikin aus Bergen, die namentlich nicht in Erscheinung treten will. „Aber die Kirche hat eine Geschichte. Ein Abriss wäre traurig für Bergen“. Auch Bergens Bürgermeisterin Claudia Dettmar-Müller hat die Pläne des Bistums verfolgt. „Ich bin enttäuscht und entsetzt“, sagt sie. „Offiziell hat dazu bisher niemand zu mir Kontakt aufgenommen“.


Zur besonderen symbolischen Bedeutung des Kirchengebäudes informiert die Gemeinde auf ihrer Homepage. Dort heißt es: „Unsere Pfarrkirche ist die Sühnekirche vom Kostbaren Blut in Bergen, die 1961 als Mahn- und Gebetskirche für die Opfer von Unrecht und Gewalt, insbesondere für die ca. 100 000 Toten auf dem damaligen Lagergelände Bergen-Belsen, gebaut wurde...“


Dies spiegelt sich auch in der Architektur wieder: „Die Kirche hat als Grundriss die Form vom Querschnitt der Cuppa eines Kelches, der sich zum ehemaligem Lager hin öffnet. In der Tiefe des Kelches steht der Altar, der die Form eines Grabes hat und an die Massengräber auf dem Lagergelände erinnert“, informiert die Gemeinde im Netz. Das Bild des Christus in der Gefangenschaft, gestaltet von dem Bildhauer Josef Krautwald, die Fenster im Altarraum mit Leidensmotiven und viele weitere Elemente des Kirchenraums nehmen Bezug, nicht nur auf das Leiden Jesu, sondern auch auf das von Menschen in Unrechts- und Terrorregimen. Am Taufbecken wurden Gedenksteine hinzugefügt von und für Gruppen ehemaliger Häftlinge, denen ein inzwischen verstorbener Pfarrer der Gemeinde, Johannes Lossau, besonders verbunden war. Hinter dem Kirchengelände führt die Bahnstrecke entlang, auf der viele Menschen zum Lager transportiert wurden.


Im Pfarrgemeinderat, dessen Vorsitzender Michael Schwenzer ist, weiß man um die Emotionen, die das Thema „Abriss der Kirche“ mit sich bringt. „Wir wollten aber auf jeden Fall die Gemeinde nicht uninformiert lassen“, sagt er und verweist auf die Zuständigkeit des Bistums und auf dessen Pläne, sich im Zuge des Programms „Zukunftsräume“ von ca. der Hälfte seiner Immobilien zu trennen.


Auf eine CELLEHEUTE-Anfrage vom 6. Mai zum geplanten Abriss hat das Bistum Hildesheim nicht reagiert, eine zweite Mail an die Pressestelle am 25. Mai blieb ebenfalls ohne Reaktion. Laut dem Schreiben des Kirchenvorstands gibt es aber schon Pläne, was auf dem Areal geplant ist und die Ergebnis der Aktivitäten eines Arbeitskreises sind, der sich im Herbst 2021 zusammen gefunden hat. Dort heißt es: „Da das Grundstück eine beträchtliche Größe hat, ist im Gespräch und Austausch mit dem Architekten angedacht, dieses Grundstück mit barrierefreien Familienhäusern zu bebauen. Im Mittelpunkt ist ein gemeinsames Haus mit mehreren Aufgaben für unsere Kirchengemeinde, die Caritas und die Bewohner angedacht. Die Innenräume sollen multifunktional von allen genutzt werden. Somit würde ein christliches, caritatives Zentrum entstehen. Die polnischen Katholiken und die aramäischen Christen hätten weiterhin Platz und Gelegenheit, ihre Gottesdienste zu feiern. Diese Vorhaben könnten durch eine Wohnungsbaugenossenschaft realisiert werden.“


Außerdem stünde die Hermannsburger Auferstehungskirche, als „Filialkirche“ der katholischen Pfarrgemeinde Sühnekirche zum Kostbaren Blut, für Gottesdienstbesucher aus Bergen offen. Allerdings ist offenbar auch diese Kirche, die 1976 geweiht wurde, sanierungsbedürftig.


Sühnekirche Bergen
Eingang der Sühnekirche zum Kostbaren Blut

Tafel vor der Kirche.

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