CELLE. Mit der Tiny House Siedlung „Steinfurt“ geht die Celler Stadtverwaltung eigenen Angaben zufolge bewusst neue Wege. Immer mehr Menschen hegen den Wunsch, sich im täglichen Leben auf das Nötigste zu reduzieren und den Lifestyle entsprechend anzupassen, so die Verwaltung. Damit einhergehend steige die Nachfrage nach geeigneten Grundstücken – doch das Angebot ist nach wie vor gering.
Die Proteste der Anwohner hatten keinen Erfolg - diese richteten sich nicht gegen die Häuser an sich, sondern die mutmaßlich illegale Abholzung der Bäume auf diesem Gebiet (CELLEHEUTE berichtete). „Es war schon vor einigen Jahren absehbar, dass die Tiny House-Bewegung mehr als nur ein vorübergehender Trend ist“, sagt Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge, der das Schaffen einer Siedlung mit den Mini-Häusern in den Fokus seiner Amtszeit stellte.
Aktuell dürfen die kleinen Häuser nicht ohne Weiteres überall in Deutschland aufgestellt werden. In Celle ändert sich das künftig: „Ich freue mich, dass wir nun in die Vermarktung der Grundstücke starten können“, so der OB. Mit Bekanntwerden der Planungen in Celle ließen Interessenten nicht lange auf sich warten: Über 300 Mal sei der städtische Newsletter zum Thema abonniert worden– und das aus ganz Deutschland, teilt die Stadt mit. „Hier zeigt sich deutlich, dass wir mit unserem Angebot einen Nerv treffen“, sieht sich der Oberbürgermeister bestätigt. Das Projekt sorge bundesweit für Aufsehen und damit für viele fachliche Anfragen anderer Verwaltungen. Und auch medial werde die neue Siedlung begleitet, so habe kürzlich das Hamburger Abendblatt über den Celler Weg berichtet.
Die Tiny House Siedlung liegt im Ortsteil Altstadt/Blumlage und somit im unmittelbaren Stadtgebiet. Dennoch zeichne sich „Steinfurt“ durch eine sehr ruhige und naturnahe Beschaffenheit aus, findet man im Neuen Rathaus. "Aufgrund dieser Vorzüge müssen die Bewohner der neuen Siedlung also weder auf die Abgeschiedenheit inmitten der Natur noch auf die Vorteile des Stadtlebens verzichten. Sie können stattdessen das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, nämlich den eigenen ökologischen Fußabdruck reduzieren, das Leben im Eigenheim genießen und kurz gesagt da zuhause sein, wo andere Leute Urlaub machen", wirbt die Stadt. Dass es genau darum gehe, zeigten die erwähnten Interessentenzahlen.
Der großen Nachfrage stehen derzeit 18 Baugrundstücke gegenüber, welche die Stadt im Losverfahren vergeben wird. Die Grundstücke haben Größen zwischen 249 und 314 m² und werden zum Preis von 220 Euro pro m² angeboten. Ein 19. Grundstück ist mit 663 m² als Gemeinschaftsstellplatz vorgesehen. Die vier Stichstraßen werden anteilig an die Grundstückskäufer veräußert. Lediglich ein Grundstück hat keinen Anteil an einer Stichstraße – entsprechend reduziert sich der Quadratmeterpreis auf 207 Euro. Jeder Käufer muss auch einen Anteil für einen Stellplatz erwerben. Darüber hinaus gehen die künftigen Grundstückseigner eine Selbstnutzungsverpflichtung ein, über einen Zeitraum von fünf Jahren ist eine Weiterveräußerung des Grundstückes oder die Vermietung des Tiny Houses ohne Zustimmung der Stadt Celle nicht zulässig. „Damit möchten wir sicherstellen, dass diejenigen zum Zug kommen, die ein eigenes Interesse am Leben im Tiny House haben“, erläutert der Oberbürgermeister die Herangehensweise.
Sowohl im Neuen Rathaus als auch im Kreise der Interessenten sei die Freude groß, dass das Projekt – vorbehaltlich des positiven Votums des Wirtschaftsausschusses heute - nun in die nächste Phase geht. Allen voran der Oberbürgermeister: „Ich bin schon sehr gespannt zu sehen, wie das neue Wohngebiet Formen annimmt. Wir begeben uns hier zwar auf das sprichwörtliche Neuland, ich denke aber, dass wir mit der Tiny House Siedlung Steinfurt erst den ersten Schritt gemacht haben. Im Zuge der weiteren Entwicklung Celles ist eine zweite Siedlung dieser Art nicht ausgeschlossen.“