Ich mag diese Zeit nicht besonders. Du guckst nach draußen und hast das Gefühl, es wird gar nicht mehr richtig hell. Und das mitten am Tag. Eine einzelne graue Masse aus Wolken. Und dazu dann dieser nasskalte Nieselregen. Alles ist verschwommen und unklar.
Ja, es ist nur eine Momentaufnahme, hier und da kannst du die Knospen und so schon erahnen. Aber das Gefühl, dass diese Welt im Moment unfertig ist, das geht einfach nicht weg. An so vielen Stellen bleibt es kahl und leer.
Wie viele Menschen warte ich auf den nächsten Moment: dass die Sonne Kraft hat und wärmt. Die Tage länger werden – und damit automatisch heller. Dass die Welt grüner wird. Und bunter. Dass alles zu blühen anfängt. Dass die Vögel zurückkehren und mit ihrem Gesang die Welt erfreuen. Dieser Moment kommt. Er heißt „Frühling“. Das weiß ich. Das wissen die allermeisten Menschen.
Aber jetzt ist der Moment, wo es an vielen Stellen kahl und leer bleibt. Besonders in meinem Herzen. Und in den Herzen vieler Menschen da draußen. Da sehe ich diese wunderbare Verwandlung der Natur nicht kommen. Da scheint es so, als wäre es keine Momentaufnahme, sondern ein Zustand. Im Inneren bleibt es kalt und trüb. Der Blick für das Kommende, für das Schöne, ist verstellt.
Und wie viele andere sehe ich nur noch Infektions- und Todeszahlen. Hass im Internet und auf den Straßen. Menschen, die nur an sich denken. Und kein Ende in Sicht. Krankheiten, Tod, Familienkonflikte, Heim- und Fernweh, Kontaktvermeidung, traurige Kinder, überforderte Eltern, einsame Alte – und eine Zukunft, die weit weg scheint. Wir warten auf andere Momente. Auf das schöne Leben. Auf die Sonne im Herzen. Buchstäblich: Hoffnung. Hoffnung, die hilft, dass du nicht nur weißt, dass hinter den grauen Wolken die Sonne ist – sondern die dich das dann auch wirklich fühlen lässt.
Und deshalb wünsche ich mir, dass der trübe Blick nur eine Momentaufnahme bleibt. Und dass ich mehr vertrauen kann, dass ich mehr darauf hören kann, dass ich es mehr im Herzen ergreifen kann, wenn Jesus sagt: „Und SIEHE, ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,20). Das sagt er zu den Menschen, die auch nicht wissen, wie es nun weitergeht. Die Angst haben, ohne ihn im Leben bestehen zu müssen, wenn er nicht mehr in dieser Welt ist.
Und dann ist es eben so: Durch Jesus schenkt Gott mir die Zuversicht, dass er immer an meiner Seite sein wird, egal was passiert.
Und er fordert: er fordert mich auf, zu Sehen – also wirklich zu sehen, mit dem Herzen. Und diese wunderbare Botschaft zu begreifen. Weil sie eben genau das ist: wunderbar. Für das gläubige Herz wunderbar ist nämlich die Hoffnung in Gottes Begleitung – besonders dann, wenn es dunkel wird im Leben. Mit Gott kann ich den guten Momenten entgegen gehen. Mit derselben Hoffnung, mit der ich weiß, dass nach dem kalten Winter der Frühling kommt.
Mit dieser Hoffnung kann ich singen und beten: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“ (EG 65.7).
In diesem Sinne wünsche ich Euch Zuversicht und Hoffnung. Dass Ihr in den Zweigen in der Natur nicht Kahlheit und Leere seht, sondern nur eine Momentaufnahme. Und die wird von einem anderen Moment bald abgelöst: eine lebendige Zukunft, in der Gott uns nicht allein sein lässt.
Bleibt gesund und behütet!