CELLE. Henning Schlüse hat im Januar die Leitung der Ev. Familien-Bildungsstätte übernommen. Hier erzählt er von seiner kirchlichen Sozialisation und den Plänen für Celle.
Henning Schlüse, welche biografischen Erfahrungen verbinden Sie mit Celle?
Henning Schlüse: Ich bin zwar hier zur Welt gekommen, aufgewachsen bin ich dann in Dorfmark bei Soltau. Allerdings kommen ein paar sehr enge Freunde aus Celle, so dass allein dadurch der Kontakt zu Celle nie abgerissen ist.
Welchen Einfluss hatte die Kirche bei Ihrer Berufswahl?
Ich habe eine klassische kirchliche Sozialisation durchlaufen: Kinderspielkreis, Kindergottesdienst, Jugendarbeit. Zwei Dinge waren dabei besonders entscheidend: zum einen, dass wir in unserer Gemeinde viele tolle Menschen hatten, die mich in meiner Kindheit und Jugend begleitet haben, und zum anderen, dass ich schon früh wusste, dass ich gerne mit Menschen arbeiten möchte. Später habe ich Religionspädagogik in Hannover studiert und fast zehn Jahre in einer Gemeinde gearbeitet – mit dem Schwerpunkt Familienarbeit. Das war eine sehr schöne Zeit, wir haben spezielle Kindergottesdienstmodelle entwickelt und uns um die Geflüchteten aus dem ehemaligen Jugoslawien gekümmert.
Wie ging Ihr Weg weiter?
Ich begann zusätzlich noch ein Studium in Erwachsenenbildung. Nach meinem Abschluss begann ich 2002 meine Arbeit im Haus kirchlicher Dienste in Hannover und war dort u. a. für die Weiterbildung der Angestellten in den Kirchengemeinden und für die Fortbildung von Kirchenvorständen zuständig. Männerarbeit stand ebenfalls im Fokus, zum Beispiel das Angebot von Vater-Kind-Freizeiten oder Angebote für Väter im Kindergarten – davon gab es damals noch nicht so viele. So habe ich lange Zeit mit den unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammengearbeitet, vorrangig allerdings mit Frauen – die Mehrheit der Mitarbeiter*innen der Landeskirche ist weiblich. Deshalb sind mir Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch nicht fremd. Ganz im Gegenteil.
Was hat Sie an der Aufgabe als Leiter der Ev.-Familien-Bildungsstätte gereizt?
Die Fabi hat weit über die Grenzen von Celle hinaus einen guten Ruf, was einerseits an dem breit und umfangreich aufgestellten Programm liegt und natürlich auch mit dem Delfi-Programm zu tun hat. Die Fabi ist einfach eine tolle Marke – und ich freue mich, jetzt Teil des Teams und dieser Marke zu sein.
Sie sind jetzt seit gut zwei Monaten im Amt – wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Momentan geht es vor allem darum, mich bekannt zu machen: bei den Mitarbeiter*innen, im Kirchenkreis, in Stadt und Landkreis. Meine Vorgängerin Magda Meyer-Schulte war so viele Jahre das Gesicht der Fabi, da braucht es etwas Zeit, ehe sich die Menschen an ein neues Gesicht gewöhnt haben.
Welche Wünsche und Ziele haben Sie für die Zukunft der Fabi?
Unsere digitalen Angebote sind sicherlich noch ausbaufähig. Außerdem liegt mir viel daran, Menschen anzusprechen, die bislang vielleicht noch gar keinen Kontakt zu einer Einrichtung wie der Familien-Bildungsstätte hatten. Dazu gehören auch Angebote und Begegnungsräume speziell für Männer bzw. junge Väter. Das Rollenverständnis innerhalb der Familien hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr gewandelt, darauf wollen wir reagieren. Und nicht zuletzt möchte ich dafür sorgen, dass die Fabi weiterhin ein Ort der Begegnung und der Kreativität bleibt. Neue Ideen jedweder Art sind herzlich willkommen! So verstehe ich unsere Aufgabe als Einrichtung im Kirchenkreis: Anregungen geben, um Ideen zu unterstützen und am Ende auch zu verwirklichen.
Sie haben gesagt, dass Ihre ursprüngliche Motivation für den Beruf die Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen war. Insofern sind Sie ja jetzt an der richtigen Stelle.
Das ist auch so, ich finde vor allem diese Vielfältigkeit innerhalb der Fabi großartig. Unsere Angebote fangen ab der sechsten Lebenswoche an und hören bei 90 plus auf – diese große Reichweite gibt uns sehr viele Möglichkeiten für die tägliche Arbeit. So ist das auch sonst bei der Kirche – sie ist im Idealfall ein Ort für Menschen jeden Alters und ein Begegnungsort für sämtliche Generationen. Ich bin ein großer Verfechter der Idee des lebenslangen Lernens und glaube, dass das am ehesten möglich ist, wenn Jung und Alt im Austausch sind. Und dafür ist die Fabi Celle ein ganz wunderbarer Ort.