
HÖSSERINGEN. „Es war uns sehr wichtig, unsere Geschichte hier in der Region zu drehen. Dafür haben wir einen authentischen Ort gesucht.“ Redakteur Donald Kraemer weist auf die historischen Gebäude rundum: „Mit dem Museumsdorf Hösseringen haben wir diesen Ort gefunden.“ Und so kommt es, dass es seit einigen Wochen außerordentlich lebhaft zugeht im Museumsdorf. Techniker rufen sich Kommandos zu, Komparsen werden geschminkt und warten auf ihren Einsatz und jede Menge moderne Technik bildet einen reizvollen Kontrast zu den alten Häusern.
„Mit dem Museumsdorf Hösseringen haben wir diesen Ort gefunden.“
Ein Film wird gedreht und genau die Anmutung des alten Dorfes ist es, die das NDR-Team vom Drehort Hösseringen überzeugt hat. „Schwarzes Gold“ ist der Arbeitstitel einer Serie, die ab dem Jahresende in der ARD Mediathek zur Verfügung stehen wird. Thema ist der Ölboom, der um die Wende zum 20. Jahrhundert einen einzigartigen Entwicklungsschub in der Lüneburger Heide mit sich brachte. Heute wird diese Zeit im Erdölmuseum in Wietze vorgestellt – und dennoch wissen viele Menschen nicht mehr, dass vor gut 120 Jahren „Wild West“ in der Heide herrschte. „Ich war so fasziniert, als ich mich im Erdölmuseum mit den Ereignissen vertraut gemacht habe“, so Autor Justin Koch, der für einige Rollen Vorbilder in den historischen Quellen gefunden hat. Andere dagegen sind frei erfunden.
Die Inhalte sind vielschichtig. „Es geht um den Umbruch von der Agrar- in die Industriegesellschaft, der hier in ganz kurzer Zeit vollzogen wurde. Die neue Infrastruktur ist quasi über die Menschen hereingebrochen“, erläutert Justin Koch. „Und eine ganze Lebensweise wurde infrage gestellt.“ Gleichzeitig werden im Film auch heute hochaktuelle Fragen thematisiert, wie die Auswirkungen menschlichen Tuns auf unsere Umwelt. Gesellschaftlich-familiäre Themen wie die Selbstständigkeit von Frauen und Freiheit in der Entscheidung spielen ebenso eine Rolle wie Liebe und Dramatik.
Harriet Herbig-Matten als Bauerstochter
Der Autor hat im Jahr 2018, während der Corona-Pandemie, mit seinen Recherchen begonnen und damals „viel Zeit in der Bibliothek verbracht“. Im Zentrum seiner Geschichte steht die Bauerstochter Johanna Lambert (Harriet Herbig-Matten): Ihre kleinbäuerliche Familie wird von dem reichen Großbauern Wilhelm Pape (Tom Wlaschiha) um die Ölvorkommen betrogen, die unter ihren Feldern entdeckt werden. Als der Ölrausch das Dorf erfasst und die bäuerliche Gemeinschaft für immer zu vernichten droht, kämpfen die Frauen der Lamberts für Gerechtigkeit und erstreiten ihre Unabhängigkeit. Die Akzeptanz und das Interesse der Menschen vor Ort sei groß, erzählt Produzent Matthias Greving.
Rund 700 Komparsen bei Dreharbeiten
Etwa 700 Komparsen aus der näheren und weiteren Umgebung sind insgesamt an der Produktion der Kinescope Film in Ko-Produktion mit Filmnation, Hero Squared (Ungarn) und 4Film im Weltvertrieb von The Fifth Season im Auftrag des NDR für die ARD beteiligt. Für das Museumsdorf Hösseringen bringt der Filmdreh nicht nur eine Menge Aufregung, sondern auch die Chance, das Museum überregional noch bekannter zu machen. „Wir hoffen natürlich, dass die Menschen nach dem Schauen der Serie auch den Drehort besuchen möchten“, fasst es Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm zusammen. Sechs mal 45 Minuten wird die erste Staffel der um das Jahr 1900 spielenden Serie umfassen. Wird es ein Publikumserfolg, ist eine Fortsetzung denkbar.
Text: Museumsdorf Hösseringen