CELLE. Die arme Nina Hollung. Nicht mal in Ruhe schwimmen gehen kann die Frau. Wenn Hollung dieser Tage das Haus verlässt, ist die Chance groß, dass sie von den Westercellerinnen und Westercellern angesprochen wird. Die Themen: Gebrauchte Kleidung, aussortierte Möbel, gut erhaltenes Spielzeug. Selbst im Schwimmbad. Das Gute daran: Nina Hollung freut sich über jedes dieser Gespräche. Denn bald beginnt der nächste Tauschpavillon auf dem Vorplatz der Christuskirche und vielen Reaktionen auf den offenbar lange ersehnten „längsten Flohmarkt des Jahres zeigen uns ja nur, wie groß der Zuspruch in der Gemeinde ist und wie gut diese Idee angenommen wird“, fasst es Hollung zusammen.
Rund 30 Menschen unterstützen Organisation
Vier Jahre ist es nun schon her, dass Hollung gemeinsam mit anderen engagierten Menschen aus der Westerceller Kirchengemeinde den Tauschpavillon aus der Taufe hob. Die Idee: Um ein sichtbares Zeichen für Nachhaltigkeit und Miteinander zu senden können Interessierte ihre Flohmarktware in der Gemeinde abgeben, die dann allen Menschen zum Tauschen oder gegen eine kleine Spende zur Verfügung steht. Mit jedem Jahr ist nicht nur das allgemeine Interesse am Tauschpavillon gewachsen, sondern auch die Zahl der Unterstützerinnen und Unterstützer.
„Das zeigt, dass der Tauschpavillon längst mehr ist als bloß eine gute Trödelalternative.“
Knapp 30 Helferinnen und Helfer hat Nina Hollung bei den Vorbereitungen auf den diesjährigen Pavillon gezählt, dazu die ungezählten vorfreudigen Reaktionen aus der Nachbarschaft – siehe die Flohmarktfachgespräche im Schwimmbad. „Das zeigt, dass der Tauschpavillon längst mehr ist als bloß eine gute Trödelalternative“, findet Hollung. „Hier kommen Menschen zusammen, die sich für ein wichtiges Thema engagieren.“
Und zwar nicht nur aus dem kirchlichen Umfeld. Gut ein Drittel der Helferinnen und Helfer in diesem Jahr, schätzt Hollung, gehöre gar nicht zur Kirchengemeinde. Und wie intensiv man über den Tauschpavillon mit der Kirchenarbeit verwachsen kann, zeigt das Beispiel von Dorothee Voss. Die gehört zum Helferteam der ersten Stunde und wurde jüngst in den Kirchenvorstand gewählt.
Tausch-Marathon geht zwei Wochen
„Ein Vorzeigeprojekt, dass die Gemeinde weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt gemacht hat“, nennt Superintendentin Dr. Andrea Burgk-Lempart den zweiwöchigen Tausch-Marathon. Weil es hier vor allem darum geht, den Gedanken der Nachhaltigkeit in der Praxis abzubilden, waren die Westercellerinnen und Westerceller bereits für den Fundraisingpreis der Ev.-luth. Landeskirche nominiert. Die Menschen in der Gemeinde sind bereit für den nächsten Tauschpavillon, das weiß Nina Hollung nicht zuletzt aus den persönlichen Gesprächen: „Die Leute erzählen mir dann, dass sie bereits Taschen und Koffer im Keller mit potenziellen Tauschwaren gepackt haben.“
Bereits im vergangenen Jahr war der Andrang enorm. Etwa drei große Möbelwagen voll mit Spielzeug, Kleidung, Küchenutensilien oder Krimskrams wurden auf dem Vorplatz der Christuskirche getauscht und verteilt, in diesem Jahr könnte es sogar noch mehr werden. Ernst wird es am Freitag, den 24. Mai gegen späten Nachmittag und Abend, dann bauen die vielen Helferinnen und Helfer den Stand auf und sortieren die Ware. „Wir werden immer professioneller“, sagt Mit-Organisatorin Hollung und verweist auf die bei der Karstadt-Auflösung ergatterten Kleiderständer eines Gemeindeglieds, der die sperrigen Teile extra zu Fuß aus der Stadt nach Westercelle gerollt hat.
Text: Alex Raack
Richtig los geht es am Samstag, den 25. Mai, um 17 Uhr. Nach einer kleinen Andacht mit Pastorin Judith Matthes gibt es Bratwurst und Getränke, vor allem aber den Startschuss zum längsten Flohmarkt des Jahres. Bis zum 8. Juni wird der Tauschpavillon dann geöffnet sein.