CELLE. Allein ein Bild der Häuser des Italienischen Gartens reicht, um zu erkennen, das ist Celle. In erster Linie verdanken sie diesen hohen Wiedererkennungswert über die Grenzen der Stadt hinaus ihrer Farbigkeit. Und dieses Blau und Rot an den Fassaden der von Otto Haesler entworfenen Häuser schuf Karl #Völker (1889-1962). Ebenfalls #Architekt, aber zusätzlich auch gelernter Dekorations- und studierter Wandmaler, was ihn zum Farbgestalter für Bauten von #Haesler werden ließ, an denen er auch als Architekt beteiligt war.
ÜBERALL WAR FARBE
Otto Haesler setzte auf Farbe. „50 Prozent des #Bauhauses ist Farbe, nicht nur Struktur“, sagt Dr. Wulf #Haack. „Haesler wollte Völker unbedingt in Celle haben, dieser arbeitete in Magdeburg, er warb ihn 1922 ab“, berichtet der Kenner des Neuen Bauens und Sprecher der Bürgerinitiative „BauhausSchauhaus“. Völker galt als Künstler, und als solcher hat er Spuren in Celle hinterlassen. Manche schlummern noch im Verborgenen, werden eventuell nie geborgen oder sind längst der Baggerschaufel zum Opfer gefallen. So erging es mancher Häuserzeile der Siedlung Blumläger Feld. Der Rauterbergweg blieb zwar stehen, verlor allerdings Anfang der 2000er Jahre seinen Denkmalstatus, weil die Häuser gravierend verändert wurden. Im Zuge dessen stießen Bauarbeiter in einer Wohnung des Hauses Nr. 7 auf ein #Wandbild, sie stellten die Blumenmalerei mitsamt dem Mauerwerk sicher (s. Foto) und übergaben das Objekt der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG) als Eigentümerin der Siedlung. Deren damaliger Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Wulf Haack erkannte sofort: „Das ist ein Völker, eine große Hausnummer.“
Der Hinweis einer langjährigen Bewohnerin gab Aufschluss über Hintergründe. „In der Nr. 7 lebte ein Architekt Schneider“, erzählte sie. Haack recherchierte und fand heraus, dass es sich um Richard Schneider handelte. Dieser hatte im Büro des Bauhaus-Begründers Walter Gropius gearbeitet. Im Jahr 1930 kam er nach Celle und ließ sich zunächst mit seiner Frau Luise im Blumläger Feld nieder. Einige Monate war er für Haesler tätig und damit ein Kollege von Karl Völker, später machte er sich selbständig, hatte bis 1937 ein Büro am Großen Plan 2/3 und anschließend in der Düringstraße 6. Nach 1945 war er unter anderem an zahlreichen Ladenumbauten und öffentlichen Gebäuden in der Innenstadt beteiligt. Schneider starb 1992 in Celle.
RESTAURATOREN-ENGAGEMENT
„Die Leute vom Fach kannten sich untereinander, wahrscheinlich hatte er Karl Völker um eine Wandmalerei gebeten. Man gestaltete Innenräume damals farbig, überall war Farbe“, erläutert Wulf Haack, für den sich aktuell die Aufgabe stellt, den Fund zu sichern für den Transport. Zwischengelagert war er in den Räumen der früheren Stadtwerke, wo der Kulturpreisträger der Stadt Celle ein Lager unterhält, das er nun räumt. „Langfristig soll es Teil der Ausstattung des Rektorenhauses werden“, berichtet Haack. Dieses ist ein Ausstellungsort für bürgerliches Wohnen in der Bauhauszeit in Celle. Doch bis dahin bedarf es noch einiger Maßnahmen und Zeit. „Es handelt sich um eine Notsicherung, die Fläche ist von einem Riss durchzogen und sie muss vom Mauerwerk gelöst werden“, erklärt Haack, der für die Arbeiten die Restauratoren Gabriele Wunderlich und Peter Furmanek ebenso wie den Chefkonservator des Bomann-Museums Christian Lühning-Reger gewinnen konnte. Und auch Alwin Gröschner, der derzeit das denkmalgeschützte Haus der Kultur Trif(f)t saniert, packt mit an. Er merkt an: „Kunst, Kultur und Geschichte, daraus bestehen wir, das ist das, was wir haben, und das bleibt.“
Dr. Wulf Haack weist indes auf das Finanzierungsproblem hin: „Im Grunde fehlt uns für alle Maßnahmen das Geld.“ Umso mehr freut er sich darüber, dass die neuen Eigentümer des Blumläger Feldes, ein Unternehmerquartett aus Hannover, die Hälfte der Kosten für die Restauration des Völker-Bildes übernehmen.
Das gesamte Team, das sich aktuell engagiert, den künstlerischen Wandschmuck des Mannes zu erhalten, der Celle ein farbiges Bauhaus-Wahrzeichen verlieh, sagt: „Wir hoffen, dass wir Sponsoren finden, damit er aufgehängt werden kann.“