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Audrey-Lynn Struck

"Fische, Fahrradwege und Fangquoten" - "Fischrede" und Spende für Celler Tafel begeistern Schützen


Foto: Peter Müller

CELLE. "Die wohl beste Rede der vergangenen Jahre" - das Urteil fiel bei den rund 380 Gästen ziemlich eindeutig aus. Zählten beim traditionellen Fischessen bisher lokale Prominente aus Politik und Gesellschaft zu den Fischrednern, war es nun in der Congress Union ein "Nachbar" aus den eigenen Reihen: Harald Rösler, der Vorsitzende der Museumsstiftung des Schützenmuseums. Und der nutzte die Gelegenheit zu einem Rundumschlag zu gegenwärtigen Wirren, ob rote Fahrradwege oder Tankrabatt: "Bier ist teurer als Benzin, aber es gibt unverständlicherweise noch kein staatliches Entlastungsprogramm. 300 € Biergeld für alle Schützen. Damit gewinnt man Wahlen" - und mächtig Applaus der Gäste. Er sparte nicht mit Vorschlägen, die Stadt nach vorn zu bringen - die dann wohl bald einen Autobahnanschluss benötige, anstelle "Fahrradstraßen und rot getünchten Wegen, die mitten auf den Fahrbahnen verlaufen und so angeblich für mehr Sicherheit sorgen sollen." Auch wenn Celles Oberbürgermeister Dr. Jörge Nigge und seine Verwaltung Ziel manchen Seitenhiebs war, eilte er persönlich nach der Rede zu ihm und bot ihm eine, noch zu schaffende, "Stelle als Stadt-Koordinator" an. "Endlich mal eine gute Idee aus dem Rathaus." Die Schützen können jedoch nicht nur feiern, sondern sind sich stets ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Am Rande des Rathauskönigsschießens beschlossen sie gemeinsam mit der Vorsitzenden der Celler Tafel, Marianne Schiano, eine Sammlung unter den Teilnehmern und Gästen als Startkapital für die durch Brandstiftung zerstörten Transporter (CELLEHEUTE berichtete). So kamen genau 2666,66 Euro zusammen.


Fotogalerie HIER.


Die Fischrede im Original, exklusiv auf CELLEHEUTE

Als an einem sonnigen Dienstag-Nachmittag mein Telefon klingelte und ich den Anrufernamen Rainer Legall auf dem Display las, ahnte ich noch nicht was auf mich zukommen sollte. Ich dachte natürlich der Anruf würde den laufenden Baumaßnahmen gelten. Doch weit gefehlt. Nach kurzem Smalltalk kam Rainer mit der Frage um die Ecke, ob ich bereit wäre die diesjährige Fischrede zu halten.

Meine erste Reaktion war schweigen und ich habe wohl genauso überrascht geschaut wie Sie, als meine Name hier gerade genannt wurde. Mir schoss natürlich gleich die prominente Rednerliste der letzten Jahre durch den Kopf und das verursachte bei mir schon mächtigen Respekt.


Das einzige, das feststeht, ist, dass Sie nach meiner Rede älter sein werden.

Ich bat um etwas Bedenkzeit, habe letztendlich dann zugesagt und jetzt stehe ich hier und es ist mir eine große Ehre diese Rede halten zu dürfen, ohne Ihnen garantieren zu können, dass Sie nach meiner Rede klüger sein werden als jetzt.


Hochgeschätzte Majestäten, gekrönte Häupter und Beste,

lieber Vorsteher Rainer Legal,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

verehrte Gäste der Altstädter Schützengilde,

liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder.

Endlich wieder Schützenfest. Endlich dürfen wir uns wieder unbeschwert treffen und unsere fünfte Jahreszeit, das Celler Schützen- und Volksfest, mit all seinen liebens- und erhaltenswerten Traditionen fröhlich feiern. Ja, fröhlich feiern, wohlwissend, dass es auf der ganzen Welt und auch ganz nah in Europa derzeit viel Leid gibt. Doch Frohsinn und Leid sind Geschwister und bestimmen stets unser Leben. Deshalb dürfen wir die Zeit der Freude und des Frohsinns, zwar in Gedenken, aber auch ohne Bedenken genießen.

Neben dem Fackelumzug mit „Großem Zapfenstreich“, dem Festessen, dem Aufmarsch vor dem Celler Schloss und der Proklamation gehört auch das Fischessen der Altstädter Schützengilde zweifelsohne zu den Höhepunkten unseres Festes.


Das einstmals herzogliche Privileg des Mühlenkolk-Ausfischens wurde den Schützen im Mittelalter verliehen, damit sie sich bei ihrem Fest stärken konnten. Damit verbunden war die Tradition des „Märzenbieres“, das der Magistrat der Stadt dereinst in ausreichender Menge den wackeren Verteidigern der Stadt zu ihrer Sause spendierte und dessen Strom heute längst zu einem Rinnsal versiegt ist.

Nun müssen wir Schützen die Stadt, hoffentlich, nicht mehr verteidigen, aber es wäre angesichts der Preisentwicklung für Bier sicher an der Zeit den Rinnsal wieder zu einem gewaltigen Strom anschwellen zu lassen. Natürlich nur aus rein sozialen Gründen. Bier ist teurer als Benzin, aber es gibt unverständlicherweise noch kein staatliches Entlastungsprogramm. 300 € Biergeld für alle Schützen. Damit gewinnt man Wahlen.


„Die tollkühnen Gilde-Fischer vom Allerstrand“

Traditionsgemäß haben die Fischer der Altstädter Schützengilde auch in diesem Jahr im Mühlenkolk wieder ihre Netze ausgeworfen und wie immer dafür gesorgt, dass wir heute nicht darben mussten.


Als ich die Fischer in ihrem auf den Aller-Wellen schwankenden Boot beobachtet habe, da schoss mir gleich eine Idee durch den Kopf. So eine Tradition muss doch nicht nur für die Ewigkeit festgehalten sondern auch der großen weiten Welt publik werden.

Ein heimatlicher Spielfilm muss her: „Die Altstadtfischer“. Da ließen sich dann sicherlich auch noch ein paar Fortsetzungen drehen: „Altstadtfischer auf Fangfahrt“, „Die tollkühnen Gilde-Fischer vom Allerstrand“ oder „Die Heimkehr der Altstadtfischer“.

Auf Sendern wie Pro7 oder RTL2 würde das natürlich anders heißen und es würde sicherlich auch eher eine jahrelange Reality-Serie werden. Die hieße dann vielleicht: „Fishermen - Hot Love in Paradise“, Episode 1- 499. Ich bin schon gespannt wann Regisseur Max Zähle die Idee aufgreifen wird. Ich hoffe bald, bevor ihm Clint Eastwood, Quentin Tarantino oder Steven Spielberg zuvorkommen.


Zumindest Eastwood und Spielberg haben sich in der Vergangenheit dem Thema ja schon angenähert:

Eastwood mit„Die Rache des Ungeheuers“ und Spielberg mit “Catch Me If You Can”.

Wissen Sie eigentlich, wo jedes Jahr weltweit die meisten Filme gedreht werden? Sie dachten jetzt wahrscheinlich an Hollywood. Oder an das indische Bollywood. Doch tatsächlich werden die meisten Filme im nigerianischen Nollywood produziert. Jedenfalls bis jetzt noch.


Doch ganz egal welche Filme kommen mögen, Sie stimmen sicherlich mit mir darüber ein, dass die unermüdlichen Fischer der Altstädter Schützengilde in jedem Fall schon jetzt eins verdient haben - den Oscar. Vielleicht gibt es in Celle künftig ja auch „Das Allercamp“. Dann bräuchte Sonja Zietlow nicht mehr bis nach Australien oder in den Krüger Nationalpark reisen, um vermeintliche Promis mit Geldsorgen, die man allerdings meist gar nicht kennt, im Fernsehen vorzuführen.


Was haben Schütze und Fische gemeinsam? Wo es zu trocken wird, da hauen auch wir ab.

Im Allercamp gehören dann wahrscheinlich keine Känguru Penisse oder Kamel-Hoden zur Hauptspeise sondern vielleicht Karpfen-Augen, Forellen-Anus, Aal-Schuppen in Hechtmilch-Aspik oder ähnliche Leckereien. Die Teilnehmer würden aber wohl lieber russische Fische haben wollen, denn die legen nämlich keine Eier - sondern Kaviar.


Fische gibt es übrigens schon seit ungefähr 450 Millionen Jahren. Seitdem haben sich die Tiere natürlich weiterentwickelt. Vor etwa 350 Millionen Jahren teilweise sogar so weit, dass aus ihnen alle Wirbeltiere hervorgegangen sind, die außerhalb des Wassers leben. Also auch wir Menschen.

Wie und wann die Fische an Land gingen, wird immer wieder diskutiert. Eine Theorie könnte stimmen.

Wahrscheinlich lebten einige Fische in Gewässern, die immer mal wieder ausgetrocknet sind.

Da merkt man doch gleich die Gemeinsamkeit mit den Schützen. Wo es zu trocken wird, da hauen auch wir ab.

Ich gehe selbst ja auch ab und zu mal angeln. Schon als Jugendlicher habe ich beim Urlaub in Dänemark ein paar Dorsche und Plattfische aus der Ostsee gezogen. Dabei sollte ich von einem Hamburger Angler auch das „Schollentreten“ lernen.


Man geht Barfuß durch die sich bei Ebbe bildenden kleinen Lagunen, tastet dabei den Boden mit dem Fuß ab und wenn man auf eine verbuddelte Scholle tritt, dann bleibt man auf ihr stehen, bückt sich, hebt sie auf und verstaut sie in einem mitgeführten Korb. Soweit die Theorie.


Ich habe dann auch mit dem Fuß auf einer Scholle gestanden und würde wohl heute noch den Weltrekord im Hochsprung aus dem Stand halten, wenn jemand diesen Sprung festgehalten hätte. Ich sage Ihnen, das ist ein Gefühl, als wenn Ihnen ein Bernhardiner die Fußsohle abschlabbert.


Vor ein paar Jahren habe ich dann auch den Fischereischein gemacht. Online. Beruflich hatte es mit den angebotenen Terminen sonst nicht so recht gepasst. Online konnte ich meine Unterrichtsstunden dann selbst bestimmen. Also lernen muss man online übrigens genauso, sonst wird man zur offline Prüfung bei einem Angelverein nicht zugelassen.

Das erste was ich danach gelernt habe war, dass ein Fischereischein die Fangquote nicht zwangsläufig erhöht. Denn nur mit etwas Erfahrung und Geschick lassen sich die listigen Schuppenträger auf die Flosse legen. Es ist schon ernüchternd, wenn man am Forellensee steht, links und rechts die Angelfreunde immer wieder mal einen Fisch aus dem Wasser ziehen und man selbst nur Würmer badet.


Die Krönung der Ernüchterung war dann aber, dass mir der Betreiber aus Mitleid zwei Forellen geschenkt hat. Immerhin hat er sie mir zugeworfen, sodass ich wenigsten sagen konnte, ich hätte sie gefangen.


Glücklicherweise habe ich dann aber doch noch eine schöne Regenbogenforelle an Land ziehen können. Die war gefühlt wohl so einen, vielleicht auch eineinhalb Meter lang. Ich weiß, mit dem Schätzen ist das bei Anglern und Männern ja immer so eine Sache. Es muss wohl in den Genen liegen, dass das männliche Auge und Hirn manche Maße nicht präzise einschätzen können. Genau so wenig, wie wir zu Hause Schmutz erkennen können. Ist genetisch.


Ernest Hemingway sagte einmal: „Das interessanteste Geschöpf der Zoologie ist der Fisch. Er wächst noch, wenn er längst verspeist ist. Wenigstens in den Augen des Anglers.“

Ich wurde dann zu Hause auch schnell wieder geerdet, als ich meine zwei Meter lange Regenbogenforelle präsentierte und meine Frau sich freute, weil die Portions-Forelle dann doch ganz gut in unsere 30 cm Bratpfanne passte.


Tourismusverantwortliche vom plötzlichen „Tag der Niedersachen“ überrascht

Meine sehr geehrten Damen und Herren, künftig werden wir Schützen ja nahe des Mühlenkolks noch kompakter auf der Allerinsel vertreten sein, denn direkt an der Theo-Wilkens-Halle entsteht zurzeit ein neues Schützenmuseum. Seit der Gründung des Schützenmuseums im Jahr 1976 ist es in zwei alten Bürgerhäusern in der Altstadt untergebracht. Der heutige Standort und das Ambiente, mit Resten der alten Stadtmauer, sind natürlich ganz besonders und passen hervorragend zur einmaligen Gemäldegalerie der Celler Hauptkönige.

Doch leider ist das Gebäude-Ensemble in keinem guten Zustand mehr und die Verwaltung hat sich daher entschlossen, die Gebäude zu veräußern. Das ist natürlich ihr gutes Recht und wir haben auch Verständnis dafür.

Wir wussten von den Verkaufsabsichten und machten uns trotz aller Zusicherungen schon ein wenig Sorge um die Zukunft dieses Juwels des Deutschen Schützenwesens.


Freudig überrascht hat uns im letzten Jahr dann die Nachricht, dass auf der Allerinsel, direkt am Schießstand, ein ganz neues Museum gebaut werden soll. Bei aller Wehmut über den heutigen Standort und das Ambiente sehen wir doch voller Vorfreude auf das Kommende, auf unsere neue Heimat. Wir werden natürlich versuchen auch das neue Museum zu einem sehenswerten Hort für unsere einmalige Gemäldegalerie zu machen. Allemal müssen wir die Ertüchtigung der Theo-Wilkens-Halle und den Neubau des Schützenmuseums als ein großes, positives Statement der Verbundenheit von Rat und Verwaltung zu den Celler Schützen verstehen. Herzlichen Dank dafür.


„Wo ein Wille ist, da ist auch ein Gebüsch“

Doch eines, meine Damen und Herren, wurde bei der Planung nicht bedacht: Die dem Meteorologen Edward Lorenz zugesprochene Aussage, dass schon der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien unter Umständen einen Tornado in Texas auslösen kann. Was bedeutet das für uns? Ich glaube, dass die Entscheidung für diese Baumaßnahme noch sehr weitreichende Folgen für unsere Stadt haben könnte, die die Verwaltung vor nahezu unlösbare Aufgaben stellen wird.

Schon in Kürze werden wir vielleicht nicht mehr über die Allerinsel reden sondern über die Celler Museumsinsel. Der Anfang ist mit dem Garnisons- und dem Schützenmuseum ja gemacht.


Das wird neue Besucherströme nach Celle leiten. Und wo etwas los ist, da werden Begehrlichkeiten geweckt. Es könnte für unseren Tourismus quasi zu einem Quantensprung werden. Da macht es dann auch nichts aus, dass unsere Tourismusverantwortlichen vom plötzlich stattfinden „Tag der Niedersachen“ überrascht wurden, Celle nicht dabei war und die so wichtige wirtschaftliche Säule gästeorientierter Dienstleistungen ausgerechnet jetzt nicht unterstützt wurde. Wegen fehlender Kapazitäten. Wir Niedersachsen sagen da immer: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Gebüsch“.


Ich sehe in meinen Träumen schon den Ausbau der Ratsmühle zu einem Kulturzentrum mit vielen weiteren Museen. Über eine gläserne Hochbrücke an das ebenfalls ausgebaute Silo und die Museumsinsel angebunden, beherbergt es dann vielleicht das weltgrößte Stickmuster-Museum, ein internationales Museum für Ofenplatten, ein Kamasutra-Museum für Pferde, also über die Besamungstechniken im „Eroscenters Landgestüt“, wie Axel Brockmann es nannte, und ganz sicher auch ein Museum für die Gilde-Fischer, die durch die Filme von Max Zähle weltberühmt geworden sind.

Auf der Museumsinsel in Berlin stehen gerade einmal sechs Museen, das toppen wir locker. Es ist dann aber wohl mit Besucherströmen zu rechnen, ähnlich denen des Pergamon-Museums in Berlin, des Louvre in Paris, des Prado in Madrid oder des MoMA in Ney York. Das wird für große verkehrliche Herausforderungen sorgen.


Mit Transrapid zum Flughafen - es sei denn, dass der Fahrtwind die Paarung der heimischen Kartoffelkäfer gefährdet

Celle wird einen direkten Autobahnanschluss benötigen. Also nicht nur neue Fahrradstraßen und rot getünchte Wege, die mitten auf den Fahrbahnen verlaufen und so angeblich für mehr Sicherheit sorgen sollen. Dringender bräuchten wir da ja wohl eher ein paar grüne Streifen, die dann vorbehalten sind für die Marschkolonnen der Schützen.

Wünschenswert wäre auch eine Transrapid-Verbindung zum Flughafen in Langenhagen. Die Strecke wäre ja in etwa mit der in Shanghai vergleichbar. Vom Flughafen nach Celle, mit einer Geschwindigkeit von über 400 Km/h, in gut 7 Minuten. Es sei denn, man stellt noch fest, dass der Fahrtwind der Magnetschwebebahn die Paarung der heimischen Kartoffelkäfer gefährden könnte. Alternativ wäre natürlich auch der Ausbau des Segelflugplatzes in Scheuen zu einem internationalen Drehkreuz der Luftfahrt denkbar.


Bei diesen Überlegungen frage ich mich manchmal, ob die technische Entwicklung in unserem Land in die richtige Richtung geht. Während Elon Musk, der mit Tesla oder SpaceX gezeigt hat, was aus Visionen entstehen kann und der momentan für den schnellen Transport an Hyperloop, einer Art Rohrpost-System für Menschen forscht, feiern wir bei uns als die Innovation des Jahres - das Lastenfahrrad.


Statt 50 Cent fürs WC, Sitzplatzvergabe per Höchstgebot

Leerstände in der Altstadt werden künftig der Vergangenheit angehören. Man wird sich um die Standorte reißen, allein schon um großflächige Souvenirgeschäfte eröffnen zu können. Ganz zu schweigen vom großen Bedarf an Gastronomie. Das werden Herausforderungen. Statt kleinlichem Gezänk sind neue Ideen gefordert. So könnte man doch z. B. öffentliche Toiletten mit einem intelligenten Bezahlsystem ausstatten. Statt 50 Cent Einwurf, Sitzplatzvergabe per Höchstgebot. Mit wachsendem Druck werden da enorme Einnahmen möglich sein. Im Umfeld der Altstadt werden neue Hotels entstehen. 30, 40, 60 Stockwerke, natürlich in Fachwerkbauweise. Alles andere würde für Celle wohl zu modern wirken.


Auch die komplette Unterbauung der Altstadt mit einem riesigen Parkhaus darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, denn die bisher kostenlosen Parkplätze auf dem Schützenplatz stehen durch die Wohnbebauung ja nicht mehr in der Anzahl wie bisher zur Verfügung.


Das sollte vielleicht sogar eine der ersten Maßnahmen sein, denn es könnte auch das Problem lösen, wo denn künftig die in der Innenstadt arbeitenden Menschen und die täglich 40-50 Reisebusse parken sollen, die beispielsweise zur Adventszeit die zahlreichen Besucher unseres Weihnachtsmarktes nach Celle chauffieren.


Ressourcenschonung durch Bier-Fracking.

Übrigens hat die Verwaltung sich da von der Wirtschaft schon etwas abgeschaut. Als ehemaliger Vertriebsleiter eines auf der Museumsinsel ansässigen Handelsunternehmens bin ich ja mit den Techniken zur „Preisoptimierung“ bestens vertraut. Will man vernünftige Preise erzielen, muss man zuerst Begehrlichkeiten wecken und das Angebot möglichst knapp halten.


Das bedeutet für die Museumsinsel: die Wohnbebauung wurde wahrscheinlich nur beschlossen um den Parkraum zu verringern, damit für die dann noch verbliebenen Parkplätze hohe Parkgebühren erhoben werden können. Darauf möchte ich im Detail aber nicht weiter eingehen, weil ich vermute, dass mit den künftigen Parkplatz-Einnahmen auch die beiden Bauvorhaben Theo-Wilkens-Halle und Schützenmuseum finanziert werden sollen.


Bei der Neugestaltung des Schützenplatzes sollte übrigens das gerade vieldiskutierte Schwammstadt-Prinzip berücksichtigt werden. Auf dem Festplatz geht ja immer einiges Bier nicht durch die Kehlen sondern versickert ungenutzt im Boden. Hier könnte man doch eine besondere Nachhaltigkeit beweisen. Ressourcenschonung durch Bier-Fracking.


In China werden ganze Stadtteile und neue Autobahnen in einer Zeit errichtet, in der wir hier nicht mal alle Antragsformulare ausgedruckt hätten

Meine Damen und Herren, wenn dann mit Tsellis auch noch ein Celler Haitabu entstehen sollte, ist natürlich zu befürchten, dass die angeregten Maßnahmen nicht ausreichen werden.

Dann müsste wohl auch noch die Aller für Fluss-Kreuzfahrschiffe ertüchtigt werden, die dann, unter Abspielen der jeweiligen Nationalhymne als Willkommensgruß, die Celler Hafen-City anlaufen könnten.

Ein erster Kreuzer, die „Liberte“, ist ja dieses Jahr schon durchgekommen.


Den Ausbau fände ich auch deshalb besonders wichtig, weil dann sichergestellt wäre, dass die Altstädter Schützengilde während des Schützenfestes auch weiterhin ihre lustige Allertour unternehmen kann. Ob sie immer lustig ablegen weiß ich nicht, durstig allemal, und ankommen sie jedenfalls immer sehr lustig.


Ich bin natürlich total überzeugt, dass meine Träume eines Tages auch wahr werden, wohlwissend, dass so etwas in Deutschland natürlich seine Zeit braucht. Bei meinen geschäftlichen Reisen durch China habe ich gesehen, dass dort ganze Stadtteile und neue Autobahnen in einer Zeit errichtet wurden, in der wir hier nicht mal alle Antragsformulare ausgedruckt hätten.

Bürokratie ist natürlich nicht per se schlecht, sie sorgt meist auch für verantwortliches Handeln und Sicherheit, doch manchmal wäre etwas weniger vielleicht mehr.


Und wenn alle Beteiligten sich den Herausforderungen unserer Stadt offen, wohlwollend, pragmatisch, zielgerichtet, natürlich auch kritisch hinterfragend, statt teils nur ideologisch, stellen würden, dann sollte uns um die Entwicklung unserer Stadt nicht bange sein.

Grablichter auf Baumstümpfen, wie in der Breiten Straße gesehen, führen jedenfalls nicht zur sachlichen Diskussion.


Schon Albert Einstein sagte: Die reiste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. Beherzigen wir doch die Worte von Goethe über dem Portal der alten Schauspielschule in Dresden, die wir Schützen schon als Parole genutzt haben: Ältestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefasstes Neue.


Meine sehr geehrten Damen und Herren, unser Fest der Feste ist im vollen Gang und wir wollen die kommenden Stunden und Tage gemeinsam noch ausgiebig feiern. Wir haben ja einiges nachzuholen. Ich wünsche uns allen viel Spaß, bei den weiteren Veranstaltungen, im Zelt und auf dem Festplatz. Allen Schützenschwestern und Schützenbrüdern wünsche ich viel Erfolg vor den Scheiben.


Es war meine Aufgabe zu reden. Es war Ihre Aufgabe, zuzuhören. Ich hoffe, dass wir alle mit unseren Aufgaben zeitgleich fertig geworden sind.

Mein Fazit zum Ende lautet:

„Flunder, Karpfen, Hecht und Scholle tragen Schuppen, keine Wolle.“ und

„Ist der Fisch auch noch so klein, er muss erst mal gefangen sein!“


Es war mir eine Ehre.




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