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Dagmar Hecker

Gelebte Nächstenliebe gegenüber den Nächsten, die hinter Mauern leben

Jennifer Matjas, Vasyl Kaminskyy und Katharina Schulten luden ein zum Brückenbaufest.
Jennifer Matjas, Vasyl Kaminskyy und Katharina Schulten vom Projekt Brückenbau. Fotos: Dagmar Hecker

 CELLE. `Nächstenliebe befreit´ ist das Motto im Projekt Brückenbau, einer Arbeit innerhalb der christlichen Straffälligenhilfe Schwarzes Kreuz. Bundesweit lassen über 650 Ehrenamtliche diese Nächstenliebe praktisch werden. Vasyl Kaminskyy, Katharina Schulten und Jennifer Matjas aus der Celler Verwaltung hatten eingeladen zum diesjährigen Brückenbaufest: mit Würstchen vom Grill und Gute-Laune-Live-Musik von Tim Funk.

 

„Brücken sind selten das Ziel.“

 

Für einige der Besucher ist allein schon das Dabeisein etwas ganz Besonderes: Die anwesenden Straffälligen haben einen weiteren Weg hinter sich als alle anderen Gäste. „Inhaftierte müssen über eine Brücke gehen, um sich helfen zu lassen“, macht Bürgermeister Klaus Didschies deutlich. Ihr Weg zurück in die Freiheit führe durch gefährliches Gelände, ergänzt Hartmut Stiegler, stellvertretender Vorsitzender des Schwarzen Kreuzes: „nämlich die Gefahr eines Rückfalls.“ Entsprechend leiste das Projekt Brückenbau wichtige Präventionsarbeit – und dafür weiter: „Gottes Segen!“



Beim Kreativ-Café wird geübt mit Leuten `von draußen´ zu reden

 

Gerade Langzeit-Inhaftierte leben nicht nur hinter Mauern aus Stein und Stahl; da sind auch innere Unsicherheiten wie Scham, Minderwertigkeit und Schuldgefühl. Nach Jahren im Knast wisse man gar nicht mehr, wie man mit Leuten draußen redet, erzählt ein Häftling – und habe ja auch keine Gelegenheit dazu. Eine Antwort darauf ist das Kreativ-Café des Projektes Brückenbau. Hier können Straffällige, die in absehbarer Zeit entlassen werden, das wieder einüben, was sie verlernt haben: mit Leuten `von draußen´ reden und gemeinsam etwas tun.

 

„Da kümmert sich einer.“

 

Zwei Inhaftierte, die regelmäßig kommen, schätzen vor allem das Gespräch: „Ich habe keine Verwandtschaft mehr, keine Anlaufstelle hier draußen“, sagt einer, „durch das Kreativ-Café kann ich mich mit Menschen über Dinge unterhalten, die nichts mit Knast-Alltag zu tun haben.“ Und ein anderer Häftling ergänzt: „Ich bekomme nach 17 Jahren wieder Anschluss an die Welt – und werde selbstständiger.“ Linda Holexa, Mitarbeiterin der JVA, betont: „Diese Perspektive ist für die Inhaftierten am wichtigsten: zu wissen, dass sich da einer kümmert.“

 

Ein ehemaliger Inhaftierter im Gespräch mit Katharina Schulten vom Projekt Brückenbau.
Ein ehemaliger Inhaftierter im Gespräch mit Katharina Schulten vom Projekt Brückenbau.

Die Brückenbauer sind auch nach der Haft noch da

 

Ein ehemaliger Häftling ist schon einen Schritt weiter, nennen wir ihn Martin. Seit sechs Wochen ist er draußen. Für ihn ist das Projekt Brückenbau die Schnittstelle zwischen JVA und Bewährungshelfer: „Im Gefängnis kann man zum Beispiel nicht fragen und lernen, wie ein Smartphone funktioniert – da darf man keins haben. Und dein Bewährungshelfer betreut 80 bis 90 Leute, der hat für solche Dinge keine Zeit.“ Im Projekt Brückenbau seien solche und andere Fragen möglich, sagt Martin. Wieder draußen sei vor allem das Tempo ungewohnt, bei der Arbeit zum Beispiel: „Da müssen Dinge fertig werden.“ Außerdem müsse er sich `um jeden Scheiß selbst kümmern´, sagt er und lacht. Das sei anstrengend und ungewohnt, aber auch toll. Kontakte zu Leuten vor seiner Haft hat Martin nicht – sie täten ihm auch nicht gut, das weiß er: „Aber die Leute vom Brückenbau sind ja auch hier draußen weiter Ansprechpartner für mich!“

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