CELLE/WIETZE. Hat Wietze das Potential, um als geothermisches Pilotprojekt an den Start zu gehen? Diese Frage wurde heute in hochrangig besetzter Runde in den Räumen der GeoEnergy e.V. in Celle diskutiert. Auf Einladung der Celler CDU ließ sich der niedersächsische Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann von dem Experten für Tiefengeothermie und Vorsitzenden von GeoEnergy Thor Noevig einen Sachverhalt vortragen, der in Wietzes Historie zurückreicht: Von 1880 bis 1920 wurde dort Kalisalz abgebaut, eine Hinterlassenschaft besteht in einem 730 Meter tiefen Bohrloch mit einem Durchmesser von 5 Metern. Das LBEG (Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie) plant, es in nächster Zeit abzupumpen und zu verfüllen, wie es für inaktive Bohrlocher vorgeschrieben ist. Erste Schritte wurden bereits unternommen.
„Wir wünschen uns ein Moratorium für diese Maßnahmen, um überprüfen zu lassen, ob dort ein geothermisches Potential vorhanden ist, wir womöglich auf einem geothermischen Schatz sitzen“, berichtete Hermann Alps-Lammers, der in seiner Eigenschaft als Ortsbürgermeister von Wietze den erkrankten Wietzer Bürgermeister Wolfgang Klußmann vertrat. „Es gibt keinen günstigeren Zeitpunkt als jetzt“, fügte er hinzu, die Technische Universität Clausthal sei bereits involviert. Laut Thor Noevig eignet sich das Bohrloch durch seine Beschaffenheit hervorragend für ein tiefengeothermisches Pilotprojekt, das von GeoEnergy bereits konzeptioniert wurde und ebenfalls zeitnah mit einer Modellstudie umgesetzt werden könnte. „Unsere Idee ist, mit leichtem Gerät ein oder mehrere an einem Fundament befestigte Stahlrohre, die unten offen sind, hinabzulassen. Sobald die Bohrung erfolgt ist, kann die Behörde verfüllen“, referierte der Vorstandsvorsitzende und wies ausdrücklich darauf hin, dass das Ergebnis auch negativ ausfallen könne. Der Schacht ist zurzeit herrenlos, eine Betreibergesellschaft müsse gegründet werden. Alps-Lammers stellte klar, dass die Gemeinde das Risiko nicht tragen wolle. Untersucht werden müsse, wie groß das Wärmeenergie-Potential sei, was rund 30.000 Euro kosten würde.
Wirtschaftsminister Althusmann zeigte sich sehr offen für die Thematik und sieht in ihr große Chancen für Niedersachsen: „Die Bohrlöcher, die wir haben, müssen so schnell wie möglich genutzt werden. Damit können ganze Stadtteile und Regionen versorgt werden.“ Im Ministerium seien bereits Projektentwickler mit dem Thema befasst. „Wir haben 2,3 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsfördertopf für geothermische Projektanalysen zur Verfügung gestellt“, referierte er, es sei vor diesem Hintergrund kein Thema, auch Wietze zu fördern. Generell seien die hohen Investitionskosten jedoch ein Hemmschuh für die Geothermie. Dennoch plädierte er dafür, „jetzt in diesem Bereich Gas zu geben“. „Wir benötigen geothermische Leuchtturmprojekte in Niedersachsen.“
Doch der Minister und Spitzenkandidat der CDU für die Wahl am 9. Oktober blieb nicht allgemein. Er zeigte den Vertretern von GeoEnergy und der Gemeinde konkrete Verfahrenswege auf und sagte zu, mit dem Präsidenten des LBEG zu telefonieren und resümierte abschließend: „Wir machen das, ich glaube, das ist ein wertvolles Projekt.“