CELLE. "Vollgas nach jahrzehntelangem Stillstand: Katholische Grundschule soll Neubau erhalten." Die Stadt Celle "feiert" in einer PR-Meldung ein "umfangreiches Schulsanierungsprogramm" für rund 31 Mio Euro. Dazu gehöre unter anderem die sanierungsbedürftige Altstädter Schule, wo künftig die Sprachheilschule unterkommen soll. Die Blumläger Schule soll erweitert werden, ebenso die Grundschule Klein Hehlen, die nach dem Brand im April 2019 und dem Auszug der Sprachheilschule zusätzliche Räumlichkeiten, eine Mensa und ansprechende Aula bekomme. Auch sei die Zusammenlegung der Grundschulen Nadelberg und Bruchhagen in einem neu errichteten Gebäude geplant.
"So viel Geld wie nie zuvor"
In der PR-Mail der Stadt heißt es weiter wörtlich: "Ebenso war der im wahrsten Sinne 'anrüchige' Zustand der Schultoiletten Verwaltung und Politik ein Dorn im Auge. So wurde ein entsprechendes Sanierungsprogramm auf den Weg gebracht. Bis dato werden hier rund 2 Millionen Euro – so viel Geld wie nie zuvor - investiert. Dafür haben die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Hehlentor bereits neue Anlagen bekommen, ebenso die Kinder in Garßen. Ebenfalls dabei: die Turnhallen der Grundschulen Bruchhagen und Wietzenbruch. Im Hehlentor laufen dort gerade die Arbeiten. Bereits in Planung, aber noch vom Rat abzusegnen sind die Sanitäranlagen der Schulturnhallen in der Blumlage, in Altencelle, Vorwerk und Klein Hehlen."
„Nach jahrzehntelangem Stillstand, geben wir weiterhin Vollgas“, ist Celles Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge überzeugt und meint damit "den jüngsten Coup der Schuloffensive", wie es in der Mitteilung vollmundig heißt. „Wir wollen auch der Katholischen Grundschule, die sich seit jeher großer Beliebtheit erfreut und bekanntlich aus allen Nähten platzt, einen Neubau errichten. Dann gibt es dort nicht nur mehr Platz sowie die bauliche Umsetzung moderner pädagogischer Konzepte, sondern auch endlich die langersehnte Aula", wird Nigge zitiert. Den Neubau soll die "Allerland Immobilien GmbH" umsetzen.
"Politik soll zustimmen, dass Geld von einer in die andere Tasche fließt"
„Damit fehlt zur Umsetzung einer Neukonzeption lediglich die politische Beschlussfassung“, sagt der OB. Zustimmen müsse die Politik allerdings nicht dem Neubau, sondern dem Verkauf des Grundstückes an den Investor sowie dem dann festzulegenden Mietpreis. Die Allerland ist jedoch eine 100-prozentige Tochter der Stadt. Das bedeutet im Klartext, dass die Stadt das Grundstück quasi an sich selbst verkauft und danach Miete zahlen muss. Formal bräuchte die Allerland nicht die Zustimmung des Rates. Die Miete werde sich voraussichtlich an den Kaufkosten für das Grundstück und Baukosten für die Schule orientieren - zuzüglich Gewinn, da sonst steuerrechtliche Probleme drohen. Somit zahlt der Steuerzahler zunächst mehr. Diese Gewinne müssten jedoch an die Stadt ausgeschüttet werden. Dann landen sie voraussichtlich wieder im Haushalt - am Ende ein klassisches "Nullsummenspiel". Die Stadt hätte die Schule aus eigenen Mitteln wohl nicht bauen können und wälzt sowohl Personal und mögliche Probleme bei der Kreditaufnahme auf die Allerland ab. Die Zustimmung dürfte ihm sicher sein. Mit dem Rat hatte Nigge bisher auch in anderen Angelegenheiten leichtes Spiel. Dieser hatte meist abgenickt, was er vorschlug. Mit seinen Worten klingt das so: „Hier bin ich aber sehr zuversichtlich über positive Voten, da die Politik bisher dankenswerterweise die Bemühungen um unsere Jüngsten immer sehr breit mitgetragen hat. Wir wollen nicht nur in diesen Zeiten Zeichen für unsere Kinder setzen, sondern grundsätzlich familienfreundliche, moderne und lebenswerte Angebote schaffen. Mit dem Neubau gehen wir wieder einen großen Schritt in diese Richtung. Wir reden nicht nur, wir tun etwas." Entstehen soll die neue Bildungseinrichtung an der Wehlstraße/Ecke 77er Straße. Damit sei eine direkte Wegebeziehung durch den Französischen Garten zur Katholischen Kirche St. Ludwig gegeben.
„Und damit soll noch lange nicht Schluss sein“, verspricht Nigge. „Wir fahren fort, schaffen Kita- und Spielplätze, sanieren Schulen und Turnhallen, erneuern Schulhöfe und vieles, vieles mehr.“ Auch mit nachträglicher Zustimmung des Rates für längst Beschlossenes.
Was aus der dann alten Schule werden soll, dazu sagt die Stadt bisher nichts.