Handwerk, Fußball-Gewalt, Trauer im Alter: „Wunde Punkte“-Andachten gehen dahin, wo es wehtut
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CELLE. In der Luft liegt der angenehme Geruch von zersägtem Holz, als Christopher und Marc Korte ihre Gäste aus dem Ev.-luth. Kirchenkreis über das Gelände der gleichnamigen Tischlerei führen. Seit 70 Jahren hängt dieser Geruch den Mitgliedern der Familie Korte in der Nase und nach wenigen Minuten zwischen Lagerhallen und Kreissägen lässt sich feststellen: Das dürfte einer der Pluspunkte sein, wenn man sein Berufsleben der Arbeit mit Holz verschrieben hat. Das traditionsreiche Familienunternehmen mit Sitz in Garßen und Bostel wird in diesem Jahr Gastgeber für den Auftakt der Andachtsreihe „Wunde Punkte“ sein, mit der der Kirchenkreis jedes Jahr zur Passionszeit auf aktuelle Themen und Problemfelder in der Gesellschaft hinweist.
Wobei es dabei erstmal eine Einordnung von Pastorin Antje Seelemeyer geben muss, die sich seit vielen Jahren als treibende Kraft bei der Organisation und Durchführung der „Wunden Punkte“ verdient gemacht hat: „Wunde Punkte können auch heilende Orte sein.“ Denn der Tischlerei Korte geht es im Vergleich zu vielen anderen Handwerksbetrieben gut, wie es Tischlermeister Christopher Korte bestätigt. „Handwerk unter Druck“ lautet dennoch der Titel für die von Pastor i.R. Martin Prüwer begleitete Andacht am Montag, den 14. April um 18 Uhr. Korte: „Tatsächlich hat die Branche in den vergangenen Jahren einen dramatischen Rückgang von
Aufträgen verkraften müssen, dazu kommen sinkende Zinsen und steigende Rohstoffpreise.“ Die Tischlerei Korte profitiere von der besonderen Einsatzbereitschaft, den so ein Familienunternehmen mit sich bringe. Einfach sei die tägliche Arbeit als Kleinunternehmen in der Region Celle trotzdem nicht.
Einen Tag nach der Andacht in Garßen (Alter Ziegeleiweg 1), am 15. April, begrüßt Pastor i.R. Helmut Geiger den Leiter des Betreuungsvereins im Caritasverband, Bernhard Zdun, um im Pfarrsaal St. Ludwig (Bullenberg 6) zum Thema „Betreuung in Not“ zu informieren. „In Zeiten von Überalterung müssen sich immer mehr Familien mit der rechtlichen Betreuung beschäftigen“, sagt Helmut Geiger. Rund 40 Prozent der Klienten werden ehrenamtlich betreut, die in diesem Bereich professionell tätigen Menschen seien chronisch überlastet. „Betreuung in Not ist in diesem Zusammenhang doppeldeutig zu verstehen“, so Geiger.
Am 16. April (wie alle Andachten der „Wunde-Punkte-Reihe“ findet auch diese um 18 Uhr statt) wagt sich Pastorin Uta Feddersen ins Fußballstadion. Im Günther-Volker-Stadion in der Nienburger Straße hat sie sich Marco Behme von TuS Celle als Experten dazugeholt, um die zunehmende Gewaltbereitschaft, auch beim Fußball, zu thematisieren. „Das Kreuz mit der Gewalt“, lautet der Titel der Andacht, „dabei soll der Sport vor allem doch vereinen“, findet Pastorin Feddersen.
Ihre Kollegin Christina Bernschein, Pastorin in Hambühren, nimmt sich am Donnerstag, den 17. April, einem anderen wichtigen Thema an. „Familie im freien Fall stellt die vielen Probleme in den Fokus, mit denen sich eine Familie auseinandersetzen muss, die zum Beispiel ein schwerkrankes Kind betreut“, so Bernschein. Zu Gast in der Kapelle im AKH Celle (Siemensplatz 4) ist dabei Prof. Dr. med. Stephan Seeliger, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin.
Kira Jarosch, Psychoonkologin und Palliativpsychologin des Onkologischen Forums Celle, steht am 18. April Pastorin Ilka Greunig zur Seite, wenn der „Wunde Punkt“ das Thema „Trauer im Alter“ in den Mittelpunkt rückt. „Es gibt viele verschiedene Aspekte, über wir uns dabei gar nicht bewusst sind“, sagt Pastorin Greunig. Wie geht ein hochaltriger Mensch zum Beispiel damit um, wenn die eigenen Kinder sterben? Die Andacht startet um 18 Uhr im Johanniterhaus Celle (Wittestraße 7).
Inspiration für seine Andacht an Ostersamstag im Urbanus-Rhegius-Haus (Fritzenwiese 9) fand Prädikant und Diakon Holger Reiss im Rahmen des ersten Cristopher Street Day im vergangenen Jahr. „Ich kam in Kontakt mit einer queeren Jugendgruppe aus Celle und durfte mich ein paarmal mit ihnen treffen“, so Reiss. Dabei erfuhr er, wie sich die Folgen von Ausgrenzung auf junge Menschen auswirken. Zu Gast bei seiner Andacht „Ausgrenzung schmerzt!“ hat er Kathrin Dornbusch aus der Geschäftsführung des Kinderschutzbundes Celle.
Alle Passionsandachten „Wunde Punkte“ in der Übersicht:
Montag, 14. April, 18 Uhr:
„Handwerk unter Druck“ – Tischlerei Korte (Alter Ziegeleiweg 1, 29229 Garßen)
Dienstag, 15. April, 18 Uhr:
„Betreuung in Not“ – Pfarsaal St. Ludwig (Bullenberg 6, 29221 Celle)
Mittwoch, 16. April, 18 Uhr:
„Das Kreuz mit der Gewalt“ – Günther-Volker-Stadion (Nienburger Straße 28, 29225 Celle)
Donnerstag, 17. April, 18 Uhr:
„Familie im freien Fall“ – Kapelle im AKH (Siemensplatz 4, 29223 Celle / Erdgeschoss)
Freitag, 18. April, 18 Uhr:
„Trauer im Alter“ – Johanniterhaus Celle (Wittestraße 7, 29225 Celle)
Samstag, 19. April, 18 Uhr:
„Ausgrenzung schmerzt!“ – Urbanus-Rhegius-Haus, Fritzenwiese 9, 29221 Celle / 1. Stock)
Text: Kirchenkreis