HANNOVER. Wohl kaum ein anderes Wildtier genießt eine so große Beliebtheit bei den Menschen in Europa wie der Igel. Vor dem Hintergrund, dass nach dem Winterschlaf jetzt die ersten Igel unterwegs sind, zeigt der NABU Niedersachsen auf, dass Igelschutz am besten durch Lebensraumschutz bewirkt werden kann und appelliert an Gartenbesitzende, jetzt die Weichen zu stellen, damit dem Igel nachhaltig und vor allem mit Sachverstand geholfen werden kann.
„Igel sind Wildtiere und stehen unter gesetzlichem Schutz“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. „Leider erlebt man oft, dass die mitunter übertriebene Tierliebe in Vermenschlichung umschlägt und den Tieren schadet. Es gibt leider immer noch eine gewisse ‚Einsammelmentalität‘: Tierfreunde, die es eigentlich gut meinen, sammeln die vermeintlich hilfsbedürftigen Igel vor allem im Herbst allerorten ein, weil sie Sorge haben, dass die Tiere den Winter nicht überstehen. Dies ist aber nur bei stark geschwächten oder stark untergewichtigen Tieren der Fall“, berichtet Wohlers.
Igel haben ein Nahrungsspektrum, das so gut wie ausschließlich aus tierischem Eiweiß besteht: „Auf ihrem Speiseplan stehen Regenwürmer, Käfer, Raupen, Ameisen, anderes Kleingetier, aber auch schon mal ein Ei einer bodenbrütenden Vogelart – sie sind nicht wählerisch. Das bedeutet, dass nur ein naturnaher Garten ein echter ‚Igelgarten‘ sein kann“, so der Naturschützer. „Ein Garten mit bürstenkurzem Rasen, vielen versiegelten Flächen und immergrünen Pflanzen, die einen ökologischen Wert von Plastikblumen haben, meidet der Igel. Im Garten sollte Vielfalt angesagt sein: heimische Sträucher, deren Laub auch im Herbst und Winter liegen bleiben darf und das der Igel im Winter für sein Schlafnest nutzen kann, vielleicht auch eine ‚wilde Ecke‘ aus Holz, Ästen und Laub, und eine kleine Wasserstelle gehören dazu – wichtig ist, dass auch die Nahrungstiere des Igels einen Lebensraum finden: Vögel, Insekten und Kleinsäuger.“
Um dem Igel zusätzlich zu helfen, kann ihm eine „Igelburg“ gebaut werden. „Jetzt ist die richtige Zeit, dem Igel ein Haus aus Holz zu zimmern. Das können sogar wenig handwerklich Begabte“, schmunzelt der Naturschützer. „Wenn die Igelburg mit Geäst und Laub abgedeckt wird, ist dies ein ideales Nest und später im Jahr ein hervorragender Überwinterungsplatz. Wichtig ist, dass der Standort der Igelburg niemals in einer regenwassergefährdeten Senke liegt, sondern auf etwas erhöhtem Terrain unter Sträuchern aufgestellt wird“, betont Wohlers.
Die Bestände des Igels sind seit Jahren in ganz Europa rückläufig, so der NABU. Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde weist außerdem auf eine weitere Gefährdung hin, die nicht nur den Igel betrifft: Mähroboter. „Wir erhalten immer wieder verletzte Igel, die offensichtlich Opfer von Mährobotern geworden sind“, berichtet sie von teilweise schweren Verletzungen der Tiere: „Dies dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass die Geräte entgegen der Betriebsanleitung unbeaufsichtigt laufen gelassen werden – oft in der Dämmerung oder sogar nachts. Genau dann sind die nachtaktiven Igel aber unterwegs“, so Rogoschik. „Igel laufen vor einer Gefahr nicht davon, sie igeln sich dann im wahrsten Sinne des Wortes ein und werden von den Robotern überrollt.“ An diejenigen, die nicht auf den Einsatz von Mährobotern verzichten möchten, appelliert der NABU Niedersachsen, diese nicht unbeaufsichtigt und nicht in der Dämmerung oder Dunkelheit mähen zu lassen.
Der NABU Niedersachsen hält ein Info-Paket für alle Igelfreunde bereit: Es besteht aus der Bauplansammlung für Nisthilfen, wozu auch die Igelburg zählt, und der Farbbroschüre des NABU zu Lebensweise, Gefährdung und Schutz des Igels. Das Paket kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort ‚Igel‘, Alleestr. 36, 30167 Hannover.