HANNOVER. „Kannst du Hummeln am Hintern erkennen?“, lautet die Entdeckungsfrage für alle, die beim Insektensommer 2022 mitmachen. Beim diesjährigen NABU Insektensommer werden insbesondere die pelzigen Flugkünstler genauer unter die Lupe genommen. Mit verschiedenen Hilfestellungen wird die Differenzierung gerade für Einsteiger erleichtert. Das macht sich auch bei den Ergebnissen bemerkbar: Die Artenkenntnis bei den Menschen wächst. Viele konnten die Hummelarten anhand ihrer äußeren Merkmale unterscheiden und im Vergleich zu den Vorjahren nicht nur „die Hummel“ vermelden, sondern konkret verschiedene Arten benennen.
Hummeln gehören zu den 560 Wildbienenarten in Deutschland. Davon sind laut NABU etwa die Hälfte gefährdet oder schon ausgestorben. "Es ist daher besonders erfreulich, dass sich die Menschen von dieser Entdeckungsfrage begeistern lassen und sich mit den verschiedenen Hummelarten auseinandersetzen", so der NABU.
Insgesamt haben sich bundesweit fast 10.000 Menschen an der ersten Zählaktion vom 3. bis 12. Juni beteiligt, indem sie Insekten gezählt und ihre Ergebnisse dem NABU gemeldet haben. „Damit haben noch mehr Menschen am Insektensommer teilgenommen als in den vorherigen Jahren“, freut sich Gina Briehl vom NABU Niedersachsen. „Es zeigt, dass viele Menschen mehr über diese interessante und überaus wichtige Tiergruppe wissen wollen und sich für sie engagieren.“
Nachdem alle Meldungen ausgewertet wurden, gibt der NABU nun das Endergebnis bekannt: Auf den ersten drei Plätzen liegen in Niedersachsen Erdhummel, Steinhummel und Hainschwebefliege, gefolgt von Ackerhummel und Asiatischem Marienkäfer auf Platz vier und fünf. Damit decken sich die Ergebnisse in Niedersachsen mit denen, die bundesweit erzielt wurden.
Überraschend sind vor allem die Ergebnisse zu dem Artenpaar der Dunklen und Hellen Erdhummel, da diese in den vorherigen Jahren maximal Platz 15 erreichen konnte. „Diese beiden Erdhummel-Arten sind, was Lebensraum und Nahrung angeht, nicht so wählerisch wie einige ihrer Verwandten. Dennoch haben es Hummeln heutzutage schwer, denn unter anderem der Klimawandel macht den Liebhabern gemäßigter Temperaturen stark zu schaffen“, erklärt Gina Briehl. Im Übrigen sind die Top Fünf wenig spektakulär. Denn Steinhummel, Hainschwebefliege und Asiatischer Marienkäfer zählten bereits im letzten Jahr zu den Top Fünf.
Auch bei den Schmetterlingen wurde fleißig gezählt. Es gibt erste Anzeichen, dass 2022 ein gutes Falterjahr wird: Kleiner Fuchs, Admiral und Tagpfauenauge wurden im Vergleich zum Vorjahr deutlich häufiger gezählt. Auch bei den anderen Schmetterlingen ließ sich für dieses Jahr ein positiver Trend erkennen. „Wer diesen unterstützen möchte, kann eine Ecke mit Brennnesseln im Garten herrichten. Die Brennnessel ist nämlich Raupenfutterpflanze für mehr als dreißig heimische Falterarten“, so Gina Briehl.
Ob die Erdhummel ihre Führungsposition verteidigen kann und weiterhin vermehrt Schmetterlinge bestaunt werden können, zeigt sich im August: Vom 5. bis 14. August findet die zweite Zählphase vom Insektensommer statt. In dieser Zeit sind noch einmal alle aufgerufen, sich an einem schönen Platz im Freien als Hobbyforscher zu betätigen und Sechsbeiner zu zählen.