WIENHAUSEN. Einen besonderen Gottesdienst mit jagdmusikalischer Begleitung erlebten zahlreiche Gäste am Sonntag, dem 28. Januar, in Wienhausen. Die Predigt des Pastors Dr. Christian Rebert und die Stücke der Jagdhornbläsergruppe des Hegerings Sülze und der Bläser des Hegerings Flotwedel luden in einer passend dekorierten St. Marien-Kirche dazu ein, die Jagd und das Verhältnis des Menschen zur Natur allgemein aus religiöser Perspektive zu reflektieren.
Die modernen Menschen hätten es einerseits leicht, so Pastor Rebert in seiner Predigt. Schließlich ermöglichten es zivilisatorische Errungenschaften wie Zentralheizung, elektrisches Licht oder mit allerlei Nahrungsmitteln gut gefüllte Supermarktregale, relativ unabhängig von den Bedingungen der uns umgebenden Natur zu leben. Andererseits führe dieses technisierte und digitalisierte Leben allerdings auch zu einer Entfremdung von ebendieser Natur, was wiederum dazu führe, dass viele Leute versuchten, wieder neu mit ihr in Beziehung zu treten.
Da seien zum einen diejenigen, die das gefahrvolle Abenteuer in der Wildnis suchten, zum anderen gebe es Naturromantiker, die von der Unberührtheit der Natur träumten, ohne sich ihren Unbilden aussetzen zu wollen. Als dritte Gruppe seien die Besonneneren zu nennen, die sich zwischen den Extremen bewegten, „jene, die sich nach einem Leben in und mit der Natur sehnen“, wobei dies auch den menschlichen Gestaltungswillen einschließe. In diesen Zusammenhang sei auch die Jagd einzuordnen. Sie werde zwar nicht mehr zur unmittelbaren Sicherung des eigenen Überlebens benötigt, verweise aber darauf, dass die Natur nicht unberührt gelassen werden könne, wenn die Ernährung aller Menschen gesichert und der Wald und die Ernten vor Wildverbiss geschützt werden sollen. Dieser Verstrickung des Menschen mit seiner Umwelt besonnen und verantwortungsbewusst zu begegnen sei entscheidend und gehe angesichts des mit der Jagd verbundenen Tötens von Tieren einher mit dem Gefühl der Ehrfurcht vor der Schöpfung. „Wo wir diese empfinden – sei es in der Kirche oder im Walde – da ist uns Gott auf eine Weise begegnet“, so Rebert.
Begleitung fand die Andacht durch die musikalischen Beiträge der Jagdhornbläser der Hegeringe Sülze und Flotwedel. Zu hören waren jagdliche Signale sowie einige Stücke, wie etwa „Hymne an St. Hubertus“, „Gebet der Jäger“ oder „Sortie de Messe“, die allesamt für eine festlich-würdevolle Atmosphäre in der dezent und thematisch passend geschmückten Kirche sorgten und den Worten der Predigt zusätzlichen Nachhall verliehen. Beim anschließenden Beisammensein bei Schmalzschnittchen und Glühwein tauschten sich die zahlreich erschienenen Gäste über das Erlebte aus und die Jägerinnen und Jäger unter ihnen läuteten auf diese Weise die im Februar für die meisten jagdbaren Wildarten beginnende Schonzeit ein.
Text: Sebastian Salie/Hegering Sülze