CELLE.Wie geht es weiter nach der Schule? Ist eine Ausbildung oder Umschulung
das Richtige für mich? Viele junge Menschen stehen vor dem Start des neuen
Ausbildungsjahres vor der Frage, wo ihre berufliche Reise hingeht. Die Ju-
gendberufsagentur (JBA) Celle hilft bei der Orientierung mit der bundesweiten
Aktion „Die Woche der Ausbildung“. Dabei können junge Menschen aus der
Region Celle hinter die Kulissen unterschiedlicher Handwerksbetriebe
schauen. Unter dem Motto „Handwerk hat goldenen Boden“ können sie sich
ausprobieren, Fragen stellen oder mit anderen Auszubildenden sprechen.
Und vielleicht rückt der gewünschte Ausbildungsplatz so schnell in greifbare
Nähe.
Die Hand zittert leicht, langsam zieht Leo Wagner mit der Stichsäge die Linien nach.
Seine Aufgabe: Eine vorgegebene Form aussägen. Schon lange hat der 20-Jährige
auf den Bewerbertag der Jugendberufsagentur (JBA) Celle bei der Tischlerei Duwe
& Goldschmidt gewartet. „Ich möchte Tischler werden und suche noch dringend ei-
nen Platz für ein Praktikum, noch besser wäre gleich ein Ausbildungsplatz“,
erzählt der junge Mann. Er und rund zwanzig weitere Teilnehmende möchten sich heute
über den Beruf des Tischlers informieren. Es ist die Woche der Ausbildung – eine
bundesweite Aktion, an der sich die Jugendberufsagentur Celle beteiligt.
Markus Duwe ist der Geschäftsführer des Tischlereibetriebs. Der Fachkräftemangel
macht sich auch in seinem Unternehmen bemerkbar. „Gutes Personal zu finden, ist
nicht einfach, denn die Anforderungen sind hoch. Heute braucht ein Tischler nicht
nur handwerkliches Geschick, er muss auch theoretische Grundlagen beherr-
schen“, erklärt Duwe. „In der Berufsschule wird einiges gefordert."
An sieben Werktagen in Folge lädt die Jugendberufsagentur (JBA) Interessierte ein,
hinter die Kulissen unterschiedlicher Handwerksbetriebe zu schauen. Bei der JBA
bekommen junge Menschen unter 25 Jahren Hilfe und Beratung aus einer Hand, es
ist eine Kooperation der Arbeits- und Ausbildungsvermittlung des Jobcenters im
Landkreis Celle, der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Celle und Mitarbeitenden
vom Jugendamt des Landkreises Celle.
„Wir wissen, dass viele junge Menschen berufliche Orientierung suchen. Gleichzei-
tig fehlt den Betrieben der passende Nachwuchs. Diese Aktion bringt also allen Be-
teiligten Vorteile - eine klassische Win-Win-Situation“, erklärt Sylke Schwanhold,
Geschäftsführerin des Jobcenters im Landkreis Celle. Vor Ort können Interessierte
auch ihre Bewerbungsunterlagen prüfen lassen und sich in Sachen Job- und Aus-
bildungssuche ganz individuell beraten lassen. „Wir wollen den Teilnehmenden mit
den Bewerbertagen einen realen Blick in die Arbeitswelt ermöglichen. Sie sollen die
Chance bekommen, direkt vor Ort Kontakte zu knüpfen. Unsere BerufsberaterInnen
stehen den jungen Menschen bei der Orientierung immer zur Seite – bei der Suche
nach einem Ausbildungsplatz, aber auch während der Ausbildung und in der Zeit
danach“, erzählt Sven Rodewald, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur
für Arbeit Celle.
In einigen Fällen fehlt den jungen Menschen der Antrieb, selbst aktiv zu werden.
Das Angebot im Rahmen der Aktionswoche richtet sich vorrangig an diese Ziel-
gruppe. „Junge Menschen mit Startschwierigkeiten sollen wissen, dass sie beson-
dere Unterstützung bekommen können. Wir informieren sie beispielsweise auch
über zusätzliche Fördermöglichkeiten“, erklärt Dr. Wiebke Wietschel, Sozialdezer-
nentin des Landkreises Celle. Die Resonanz ist groß: Rund 220 Jugendliche und
junge Erwachsene haben an den Aktionen der JBA während der diesjährigen Wo-
che der Ausbildung teilgenommen.
Etwa zehn Unternehmen aus dem Handwerks- und Gastronomiebereich waren in
diesem Jahr bei der Celler Aktionswoche mit dabei: neben der Tischlerei unter an-
derem ein Friseursalon, ein Kfz-Betrieb, der Gaststättenverband, eine Bäckerei und
Konditorei sowie ein Tiefbauunternehmen. In allen Betrieben gab es „Mitmach-Ak-
tionen“, die den Jugendlichen einen ersten Einblick in die tatsächlichen Tätigkeiten
vermittelten.Im Tischlerei-Betrieb geht der Bewerbertag unterdessen in die nächste Runde: Da-
vid Seitz-Lichthardt, zweiter Geschäftsführer der Tischlerei, erklärt den Interessier-
ten die Arbeitsschwerpunkte in der hauseigenen Werkstatt. Acht GesellInnen und
drei Auszubildende arbeiten derzeit in dem Familienunternehmen.
Leo Wagner hat seine Chance gewittert: Der junge Mann kam direkt mit seiner fer-
tigen Bewerbungsmappe unter dem Arm zu dem Tischlerei-Betrieb. „Das macht na-
türlich gleich einen richtig guten Eindruck“, so Seitz-Lichthardt. „Solche Bewerberin-
nen und Bewerber brauchen wir! Man kann sicherlich vieles lernen, Motivation und
Leidenschaft sollten aber von Anfang an schon mit dabei sein“, so Seitz-Lichthardt
weiter.
Kein Teilnehmer und keine Teilnehmerin geht hier heute leer aus. Alle sind zumin-
dest um eine Erfahrung reicher – und alle können sicherlich jetzt noch besser die
nächste berufliche Chance ergreifen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.jba-celle.de
Text:Inga Haarstrick