CELLE. Die NABU-Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland, die ihren Sitz in Celle hat, appelliert an die Bevölkerung, vermeintlich hilflose Vogelkinder in der freien Natur zu belassen. "Die Brutsaison der Vögel ist in vollem Gange: Mittlerweile sind zahlreiche Jungvögel schon in der sogenannten Ästlingsphase", sagt Andrea Pohlen, Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle. Das bedeutet, sie bewegen sich teilweise noch unbeholfen und nicht ganz flugfähig auf dem Boden oder im Gebüsch. Diese Unbeholfenheit löst bei vielen Menschen den Wunsch aus, den Tieren zu helfen. Beim NABU Heide-Wendland und dem NABU-Naturtelefon stehen deshalb die Telefone nicht mehr still.
Doch liegt tatsächlich ein Notfall vor? "Betrachtet man die Situation vermeintlich verlassener Jungvögel genauer, kommt sehr selten ein Notfall in Betracht", erläutert Pohlen. Vielfach sehe man die Vogeleltern nicht, da sie sich an der Anwesenheit des beobachtenden Menschen stören oder auch noch andere Jungtiere zu versorgen haben. Natürlich könne einem Elternteil etwas zustoßen, dann stehe aber noch der Partner zur Jungenversorgung zur Verfügung.
„Wer einen kräftig wirkenden Jungvogel, mit relativ vollständigem Gefieder findet, sollte ihn nicht einsammeln, sondern am besten in Ruhe lassen oder bei einer Gefahrensituation an einen geschützten Ort, wie etwa eine nahegelegene Hecke, umsetzen“, rät Andrea Pohlen, Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland. Noch nackte Jungvögel sollten möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Die Vögel stören sich - im Gegensatz zu manchen Säugetieren – nicht am menschlichen Geruch. Jungvögel werden daher auch nach dem Umsetzen wieder von den Alttieren angenommen und versorgt.
„Aus falsch verstandener Tierliebe werden leider zahlreiche Ästlinge eingesammelt“, berichtet die Leiterin. „Doch Ästlinge sind so stark auf ihre Vogeleltern geprägt, dass sie sich von Menschen fast gar nicht mehr füttern lassen. Das kann für das eingesammelte Tier den Tod bedeuten!“
Vorsichtig sei auch bei zweifelhaften Informationen in Internetforen geboten. Dort werde oftmals die sofortige Mitnahme, der Hautkontakt oder falsches Futter als erste Hilfe propagiert. Auch davon rät Pohlen dringend ab. „Viele dieser Tiere, die so behandelt wurden, landen über kurz oder lang bei uns im NABU Artenschutzzentrum in Leiferde - in einem nicht mehr ganz so guten Zustand.“ Nur wenn ein Tier augenscheinlich verletzt ist, sollte man ihm helfen, das erlaube auch das Tierschutzgesetz.