CELLE. Modern und multifunktional sind zwei Schlüsselwörter in der kurzen Ansprache des #Oberbürgermeisters Dr. Jörg Nigge bei der gestrigen offiziellen #Eröffnung des #Brandplatzes nach der #Sanierung. „Markant“ könnte man hinzufügen mit Blick auf das frisch installierte Mobiliar, das Sitzgelegenheiten schafft - vorausgesetzt die Wetterbedingungen lassen es zu. Am gestrigen Abend war dieses nicht der Fall, eine dünne Eisschicht lag auf den Holzbänken.
VORABBESICHTIGUNGEN
„Die Lehnen laden ein, sich daraufzusetzen“, sagt ein Passant. „Dass die nicht durchgängig sind, verstehe ich nicht“, kommentiert ein anderer. „Reine Betonwüste“, lautet der Kommentar eines jungen Mannes. Bereits am Donnerstagnachmittag sind einige Celler gekommen, um sich vor der großen Einweihungsparty mit Mutz Hempel und Band einen Eindruck zu verschaffen von dem neu gestalteten Areal. Die Beurteilungen reichen von „ganz toll geworden“ bis zu ablehnenden Statements – nicht zuletzt weil die Verantwortlichen etwas gewagt haben: geschwungene steinerne Einfassungen von Baumgruppen, durchbrochen von markanten Sitzelementen aus Holz, die kontrastieren zum Stein, eine in den Boden eingelassene, variabel einsetzbare Leuchtleiste, die eine historische, durch den namensgebenden Brand im Jahr 1857 ausgelöschte Häuserzeile markiert, sowie eine variantenreiche, komplette Neupflasterung aus Granit verschiedener Abmessungen. Dazu Alt-Berliner-Leuchten.
„Diese passen nicht zum modernen Charakter“, urteilt Anwohnerin Hannelore Kersting. Sie und ihr Mann Thomas haben von ihrem Haus in der Schuhstraße aus einen guten Blick auf das Kleinod mit Kino, das viele Celler für den schönsten Platz der Stadt halten. Beide standen den Sanierungsplänen skeptisch gegenüber. Unter dem Strich sind sie mit dem Ergebnis nun jedoch zufrieden. „Ich bin so dankbar, dass die Bäume geblieben sind“, hebt der Unternehmer Thomas Kersting hervor und fügt hinzu: „Der Platz wirkt heller, großzügiger. Die Pflasterung finde ich gut.“ Wirklich begeistert sind beide jedoch nicht: „Er strahlt einen kalten Charme aus. Da fehlt die Seele“, sagt Kersting, der in der Altstadt aufgewachsen ist. Seine Frau kommt noch einmal zurück auf die Ursprungsplanung, diese sah noch eine Wasserrinne quer über das Karrée vor. Kerstings und viele weitere Celler konnten sich damit nicht anfreunden, sie wurde fallen gelassen, die Entfernung des historischen Brunnens dagegen nicht.
PIPENPOSTEN FEHLT NICHT
Das Ehepaar gehörte zur Fraktion derjenigen, die ihn an Ort und Stelle behalten wollten. „Es ist ja schade um ihn, aber er hätte nicht reingepasst“, urteilen sie nach Abschluss der Arbeiten, die sie als „äußerst belastend für alle Geschäftsleute“ beschreiben. „Es fällt gar nicht auf, dass der weg ist“, sagt Hannelore Kersting. Ihr Mann pflichtet ihr bei, merkt jedoch zur Art, wie der denkmalgeschützte Pipenposten abgebaut und verlagert wurde, an: „Wie kann man so mit einem historischen Gegenstand umgehen?!“ Eine Zeile auf der neu installierten Info-Tafel nimmt die kontroversen Meinungen zum Brunnen auf, der Oberbürgermeister geht auf diese jüngste Vergangenheit mit politischen Diskussionen und Belastungen für die Anwohner und Gewerbetreibenden indes nicht ein. Lediglich Stadtbaurätin Elena Kuhls, Ortsbürgermeister Christoph Engelen und Innenstadtmanagerin Johanna Crolly stehen mit ihm auf der Bühne, diejenigen, die im Neuen Rathaus das Projekt umgesetzt haben, sind nicht dabei.
Nigge nennt ein weiteres Schlüsselwort für die Gestaltung der Innenstadt: „Aufenthaltsqualität“, sie zu verbessern ist ihm ein echtes Anliegen. Ob dieses für den neu gestalteten Brandplatz gelungen ist, wird sich erweisen. Hannelore Kersting sagt abschließend: „Man muss nun abwarten, wie er im Frühjahr und Sommer angenommen wird.“