CELLE. Manchmal reichen schon eine bestimmte Bewegung oder ein Lagewechsel – und plötzlich dreht sich alles, wie in einem Karussell, man wird unsicher auf den Beinen. „Von solchen Schwindelattacken sind gerade ältere Menschen häufiger betroffen“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Heide, Chefarzt der Neurologie am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Celle und Sprecher der Kommission Neuroophthalmologie/Neurootologie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. „Oftmals handelt es sich dabei um einen gutartigen Lagerungsschwindel, die Anfälle können jedoch auch ein Indiz für einen möglichen Schlaganfall sein.“ Während einer Infoveranstaltung am Montag, 20. Juni, im Celler Kreistagssaal soll nun mitunter lebenswichtige Aufklärungsarbeit über Schwindelarten, Symptome und Ursachen geleistet werden.
Dazu informiert das AKH Celle: Der eben angesprochene Lagerungsschwindel ist beispielsweise auf Probleme mit dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr zurückzuführen. Dort können sich kleinste Kalksteinchen lösen und in die sogenannten Bogengänge mit den Sinneszellen eindringen. „Diese Sinneszellen erfassen eigentlich, ob und wie der Kopf gedreht wird, diese Signale werden dann im Gehirn verarbeitet. Bei gewissen Körperbewegungen oder -Positionen können die kleinen Kalksteinchen die Sinneszellen nun zusätzlich reizen“, erklärt Prof. Heide. „Da diese Reize nicht zu den anderen Wahrnehmungen, also etwa mit dem Auge, passen, tritt ein Schwindelgefühl auf.“
Bei anhaltendem Drehschwindel kann auch eine virale Entzündung des Gleichgewichtsnervs vorliegen. Weitere Symptome sind dabei starke Übelkeit, Erbrechen, Augenzittern und Fallneigung. „In diesen Fällen gibt es wirksame Medikamente“, sagt der Mediziner. Anschließen sollte sich dann immer ein sogenanntes vestibuläres Training. „Dabei wird durch bestimmte Bewegungen des Körpers sowie der Augen und des Kopfes der Gleichgewichtssinn quasi neu kalibriert“, so der Chefarzt.
Wichtig ist, die Beschwerden genau zu beobachten. „Wie äußern sich die Schwindelgefühle konkret? Dreht sich alles im Kopf oder ist es eher ein Wanken wie in einem Boot? Wie lange dauert die Attacke? In welchen Situationen treten die Beschwerden auf? Welche Symptome sind noch mit dabei - etwa Kopfschmerzen, Hörstörungen, Sprachstörungen oder Doppelbilder? All das sind Fragen, um möglichen Ursachen auf die Spur zu kommen“, sagt Prof. Heide. „Treten gehäuft leichte Schwindelanfälle immer wieder auf, ist es oftmals auch sinnvoll, ein Schwindeltagebuch zu führen.“
Gerade starke Schwindelanfälle mit länger anhaltenden und bislang unbekannten Beschwerden können dabei auf eine ernsthafte akute Erkrankung hinweisen. „Man sollte dann zur Sicherheit den Notarzt rufen. Solche Attacken können Symptome eines Schlaganfalls sein – und da heißt es: keine Zeit verlieren“, erklärt der Chefarzt.
Weitere Informationen rund um das Thema Schwindel gibt es bei der gleichnamigen Informationsveranstaltung der Deutschen Hirnstiftung, die in Zusammenarbeit mit dem AKH am 20. Juni ab 18 Uhr im Celler Kreistagssaal stattfindet. Dann spricht Prof. Dr. Heide etwa über die verschiedenen Ursachen der unterschiedlichen Schwindelarten und geht der Frage nach, wie man diese Schwindelarten selbst unterscheiden kann. Außerdem gibt es live vor Ort Therapieübungen sowie Infomaterialien für zu Hause.
„So sind körperliche Aktivitäten, die schnelle Bewegungen beinhalten, wie Tanzen, Gymnastik, Tischtennis oder Volleyball, auch wenn sie erstmal Schwindel verstärken können und daher als unangenehm empfunden werden, sehr wichtig für die Therapie von Schwindelerkrankungen“, sagt der Mediziner. Auch gezieltes Gleichgewichtstraining mit Physiotherapeuten ist möglich – gerade auch bei Gleichgewichtsstörungen im Alter. „Bei stressbedingtem Schwindel oder der sogenannten ,Schwindelmigräne‘ können auch Entspannungstechniken wie etwa Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen hilfreich sein“, so Prof. Heide abschließend.