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Audrey-Lynn Struck

Kirchliche Männergruppe an Orten der Erinnerung unterwegs


SÜDHEIDE. Die kirchliche Männergruppe jederMann war am Donnerstag, 20. Juli, in Altensothrieth und Unterlüß unterwegs. Anfang des Jahres hatte Hartmut Klages die kirchliche Männergruppe jederMann in Faßberg-Müden von Malcolm Chamberlain „übernommen“. Seine Idee war es, Spuren der

jüngeren Geschichte in unserer Region nachzugehen. Durch die Arbeit der Geschichtswerkstatt Gemeinde Faßberg und die vielen Zeitungsberichte in den letzten Jahren u. a. über die Lager in Unterlüß entstand die Idee zu einer Radtour. Am 20. Juli starteten die Gruppe jederMann zum ehemaligen KZ-Frauenlager Tannenberg in Altensothrieth (Außenlager des KZ Bergen-Belsen).


Weiter ging es nach Unterlüß zum 2022 eröffneten Informations- und Gedenkort an der Müdener Straße. Hendrik Altmann, der ehrenamtliche Heimatforscher des Landkreises Celle konnte gewonnen werden um interessant und umfangreich an beiden Orten zu informieren. Nach der Radtour wurde in Müden im Gasthaus Heidesee eingekehrt. Das Wetter spielte mit und die kleine Gruppe setzte sich vom kirchlichen Müdener Gemeindehaus aus in Bewegung und erreichte über Haußelhof, Gerdehaus und Oberohe fast pünktlich Altensothrieth. Das ehemalige KZ-Außenlager lag etwa in der Mitte des öffentlichen Verbindungsweges von der Landstraße L 280 rauf zur großen Heidefläche auf der Wiechel. An dieser Stelle befindet sich heute eine Wegekreuzung. Von hier aus mussten die jüdischen Frauen täglich zu Fuß nach Unterlüß zur Zwangsarbeit in die Munitionsfabrikation der Fa. Rheinmetall-Borsig, aber auch zu anderen Arbeitseinsätzen u.a. auch in den Tagebau der Kieselgur. Hendrik Altmann begrüßte die Gruppe und zeigte an Hand von Plänen, wie die Örtlichkeit bis zur Befreiung im April 1945 aussah und genutzt wurde. Ausführlich erzählte er von den historischen Zusammenhängen, den Abläufen und der Anbindung an das KZ Bergen-Belsen und nannte Zahlen.


Vom ehemaligen KZ-Außenlager gibt es nur noch wenige Fragmente, die alle überwachsen sind und sich auf dem Firmengelände der Fa. Rheinmetall befinden und der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Vom öffentlichen Weg ist nur noch ein gemauerter Schacht zu erkennen. Ein Sandsteinfragment, der Rest eines provisorischen Gedenksteines mit Bronzetafel, der im September 2019 an der Wegekreuzung aufgestellt wurde, weist auf diese Stelle hin.

Dann fuhr die Gruppe auf dem Radweg neben der L 280 weiter nach Unterlüß. Eine

Distanz, von ca. 4 km, die die Frauen täglich zwei Mal bei Wind und Wetter und zu Fuß

zurücklegen mussten. Dieser Radweg wurde im September 2019 symbolisch als „Weg der

Erinnerung“ gekennzeichnet und Bäume am Wegesrand wurden mit Stofffetzen und den

Vornamen der vielen zu Tode gekommenen Frauen ebenfalls kenntlich gemacht. Sowohl

der provisorische Gedenkstein, als auch die Kennzeichnung des „Weges der Erinnerung“

wurde im September 2019 nach wenigen Tagen von Unbekannten zerstört.


Am, durch die Bürgermeisterin der Gemeinde Südheide Katharina Ebeling, im Februar 2022 eröffneten Informations- und Gedenkort, erfuhr die jederMann Gruppe dann Weiteres über die vielen Lager in Unterlüß und ihre Funktion und Nutzung bis April 1945. Dabei hatte er wieder viele Unterlagen zur Hand und konnte auch auf die vier Tafeln hinweisen. Diese Tafeln bieten einen ersten sehr verdichteten Überblick über die damalige Situation. Hendrik Altmann erzählte in diesem Zusammenhang auch von der Arbeit der kleinen ehrenamtlichen Arbeitsgruppe, die unter Beteiligung der Gemeinde Südheide und der Fa. Rheinmetall, diesen Informations- und Gedenkort mit der Stolperschwelle über Jahre hin konzipiert und gestaltet hat. Finanziert wurde alles von der Gemeinde Südheide, der Fa. Rheinmetall, der AG Bergen-Belsen e. V. und durch eine Spende von Pastor a. D. Wilfried Mannecke. Altmann informierte auch darüber, dass zurzeit die Erweiterung des Gedenkortes um weitere Infotafeln durch die Arbeitsgruppe vorbereitet wird. Das ganze Thema war so interessant, dass immer wieder Zwischenfragen gestellt wurden und es bestand Einigkeit darüber, dass „Orte der Erinnerung“ in unserer Region sehr wichtig sind und viel bekannter gemacht werden sollten. Auf der Rückfahrt nach Müden, aber auch in der Gaststätte unterhielten sich die jederMänner noch lange über die vielen und neuen Informationen auf dieser ungewöhnlichen Radtour.


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