CELLE. Bäume sind – in der laut Stadtbaurätin Elena Kuhls "durchgrünten Stadt" Celle – ein wichtiger Teil des Stadtbilds. Doch sieht man genauer hin, geht es zahlreichen Bäumen in der Stadt schlecht - nicht nur, aber ganz besonders den Ersatz- und Ausgleichspflanzungen, CELLEHEUTE berichtete. "Von daher wirkt der Umgang der Stadt mit gesunden Bäumen besonders verantwortungslos", stellt nun auch die "Klimaplattform" fest und blickt besorgt auf den Beginn der Rodungssaison.
Fotos: Klimaplattform
"Verantwortungsloser Umgang mit medienwirksam gepflanzten Bäumen"
"In der Celler Presselandschaft wurde kürzlich eindrucksvoll thematisiert und dokumentiert, wie verantwortungslos die Stadt Celle mit den Bäumen von gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen für Bauprojekte und Baumfällungen und der Pflege von zuvor medienwirksam gepflanzten Bäumen umgeht: Reihenweise verdorren die Jungbäume; das Ziel der Ausgleichsmaßnahmen wird nicht im Ansatz erreicht. Doch auch im Bestand wird an vielen Stellen im Stadtbild deutlich, welch geringen Wert Bäume für die Verwaltung haben und wie schwierig es in Zeiten des Klimawandels mit Hitzewellen und Dürreperioden ist, Bäume in der Stadt anzupflanzen und zu erhalten", so das Bündnis. So würden die jungen Linden entlang der Trift inzwischen regelmäßig über Wassersäcke zur Baumbewässerung versorgt, was ihren zwischenzeitlich teilweise schlechten Zustand sichtlich stabilisiert habe. "Ohne diese Maßnahme wären sie wohl längst abgängig. In anderen Bereichen der Stadt sieht es allerdings deutlich schlechter aus. Überpflasterte Wurzelbereiche, winzige Baumscheiben und fehlende Pflege lassen es an ein Wunder grenzen, dass einige Bäume entlang der Bahnhofsstraße oder der Speicherstraße überhaupt noch letzte Lebenszeichen tragen. Diese Bäume müssen mit einem Minimum an Platz auskommen, da für sie auf keinen Zentimeter Verkehrs- und Parkraum verzichtet wird. Selbst auf dem Gelände des Celler Badelandes, wo der Rasen regelmäßig mit Wasser versorgt wird, zeigen zahlreiche Bäume deutliche Hitze- und Dürreschäden im Kronenbild", heißt es weiter.
"Absägen, Neupflanzen und Vergessen"
Auf einen besonderen Fall weist die "Ökologie-AG der Solidarischen Initiative Neuenhäusen" hin - dem neuesten Mitglied der Celler Klimaplattform: "An den Jungbäumen an der Trift, der Speicher- oder Bernstorffstraße kann man eindrücklich sehen, wie schwer es junge Linden unter heutigen Stadtklima-Bedingungen haben. Diese Bäume sollten uns mahnendes Beispiel sein, dass die Linden in der Breiten Straße nicht abgesägt werden dürfen, weil sie nicht einfach ersetzt werden können. Ganz abgesehen davon, dass es Jahrzehnte dauert, bis sie ihre derzeitige Größe und Funktion wieder erreicht haben - falls das überhaupt je wieder der Fall sein wird. Bis es so weit ist, ist keiner der derzeit in Celles Politik und Verwaltung Zuständigen noch im Amt, niemand wird für dieses Experiment die Verantwortung übernehmen." Zusammen mit der Celler Klimaplattform kämpfe die Ökologie-AG der Solidarischen Initiative Neuenhäusen deshalb weiter für die Lindenallee. Unter https://www.openpetition.de/petition/online/breite-strasse-baeume-erhalten werden weiterhin Unterschriften für den Erhalt der Bäume in der Breiten Straße gesammelt.
"Wir sammeln am 09.09 ab 16 Uhr und am 10.09 ab 10 Uhr auf der Stechbahn weiter Unterschriften. Zudem planen wir am 15.09 ab 17 Uhr wieder ein Straßencafé in der Breiten Straße" macht Kia das anhaltende Engagement der Solidarischen Initiative für die Breite Straße deutlich. "Mit Absägen, Neupflanzen und Vergessen kann man den Umgang mit Bäumen in Celle derzeit an vielen Stellen am besten beschreiben", ärgert sich Wolfram Steinmetz, Co-Sprecher der Celler Klimaplattform. "Baumschutz ist in Celle für Politik und Verwaltung derzeit nur ein untergeordnetes Thema, das jederzeit anderen Zielen geopfert wird. Es wundert uns nicht, dass Celle die Einrichtung einer Baumschutzsatzung jahrelang verschleppt hat - hält sich die Stadt selbst doch nur ungern an Regeln des Baumschutzes und vernachlässigt Ersatzpflanzungen." Auch wenn im Rat nun doch ein Minimalkonsens für eine Baumschutzsatzung möglich scheint, setzt die Celler Klimaplattform vor allem auf bürgerschaftliches Engagement für die Celler Stadtbäume: „Die Stadt kann sich jederzeit selbst eine Ausnahmegenehmigung für die Fällung von Bäumen ausstellen. Sie engagiert ortsfremde Firmen, die ohne Ankündigung konzertierte Fällaktionen durchführen. In wenigen Stunden können Jahrhunderte alte Bäume und ganze Alleen zerstört werden. Die Stadt agiert hier über die Interessen von Natur- und Klimaschutz und über die Köpfe vieler Bürger:innen hinweg. Das wollen wir so nicht länger hinnehmen und immer nur zu spät kommen, wenn die Kettensägen ihre Arbeit längst getan haben“, so die Sprecher der Klimaplattform.