WINSEN/CELLE. Fachkräftemangel, ausufernde Bürokratie und unzureichende Finanzierung belasten auch Kliniken im gesamten Bundesgebiet massiv. Die Lage spitze sich dabei aufgrund von Inflation und Pandemie immer weiter zu. Gemeinsam mit der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) haben die Krankenhäuser in Niedersachsen heute mit einer gemeinsamen Aktion Soforthilfen und weitere Unterstützung von der Politik eingefordert. Bei der Veranstaltung der Region Nord-Ost im Krankenhaus in Winsen/Luhe war auch das AKH Celle vertreten. „Die Kliniken in der Region haben weiterhin mit gravierenden personellen und wirtschaftlichen Belastungen infolge der Corona-Pandemie zu kämpfen. Seit dem ersatzlosen Auslaufen des Corona-Rettungsschirms im Juni werden die daraus resultierenden finanziellen Einbußen für die Krankenhäuser jedoch nicht mehr abgefedert“, erklärt Dr. Martin Windmann, Vorstandsvorsitzender des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Celle. Dazu kommen nun starke Kostensteigerungen für Energie, medizinische Produkte, Medikamente sowie Lebensmittel, was in immer mehr Kliniken zu einer mittlerweile bedrohlichen Zuspitzung der oftmals eh schon angespannten wirtschaftlichen Lage führt. Denn Fachkräftemangel, überbordende Bürokratie sowie eine ungenügende Finanzierung belasten die Kliniken bereits seit Jahren, ohne dass eine Verbesserung absehbar ist. Im Gegenteil: Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser im Land verschlechtert sich stetig weiter. Umfragen der NKG zufolge sind inzwischen mehr als drei Viertel der niedersächsischen Krankenhäuser mittel- bis langfristig in ihrer Existenz bedroht. Unter dem Motto: „Die Krankenhäuser stehen vor der Zerreißprobe“ haben die Akut- Krankenhäuser der Region nun abermals auf die angespannte Lage aufmerksam gemacht und dringenden Handlungsbedarf aufgezeigt. „Die Situation der Krankenhäuser ist so angespannt wie nie zuvor. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wehren sich gegen eine kalte Flurbereinigung der Krankenhauslandschaft“, sagt Norbert Böttcher, Geschäftsführer der Krankenhäuser Buchholz und Winsen in seiner Funktion als Geschäftsführer der Bezirksarbeitsgemeinschaft Lüneburg der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG).
Die Krankenhausgeschäftsführer aus Nord-Ost-Niedersachsen stellten bei der Veranstaltung einen konkreten Maßnahmenkatalog vor, um die stationäre Versorgung auch künftig flächendeckend und in der gewohnt hohen Qualität sicherstellen zu können:
Nicht zuletzt angesichts einer erneut drohenden Pandemiewelle im Herbst und Winter ist kurzfristig ein Inflationsausgleich zur wirtschaftlichen Absicherung der Krankenhäuser erforderlich.
Über akute Hilfsmaßnahmen hinaus muss mittelfristig das System der Krankenhausfinanzierung durch den Bund reformiert werden. Die jetzige Finanzierung setzt Fehlanreize und hat den Krankenhäusern im bisherigen Verlauf der Pandemie Defizite beschert, die nicht mehr kompensiert werden können.
Angesichts eines Investitionsstaus von 2,5 Mrd. Euro für Krankenhausbauprojekte in Niedersachsen ist darüber hinaus eine dauerhafte Erhöhung der Investitionsmittel durch das Land erforderlich.
Entscheidend für die Krankenhäuser sind zudem politische Weichenstellungen für eine bessere Personalausstattung. Das Klinikpersonal muss auch schnellstmöglich von den umfangreichen bürokratischen Dokumentationspflichten entbunden werden. Die gewonnene Zeit könnte unmittelbar für die Patientenversorgung genutzt werden. Die Krankenhäuser erhielten zudem mehr Spielraum in der Personalplanung, wenn Pflegepersonaluntergrenzen erneut ausgesetzt würden.
Das politische Versprechen, mit Pflegebudgets für eine vollständige Finanzierung und bessere Arbeitsbedingungen der Pflege zu sorgen, muss endlich vollständig eingelöst werden. Derzeit bleiben viele Krankenhäuser auf den Kosten für zusätzlich eingestellte Pflegekräfte sitzen. Aufgrund derzeit geplanter Haushaltskürzungen auf Bundesebene besteht sogar die Gefahr, dass für weitere Berufsgruppen in der Pflege die Refinanzierung entfällt. An der Veranstaltung nahmen neben Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Krankenhäuser aus Nord-Ost-Niedersachsen u.a. auch Rainer Rempe (Landrat des Landkreises Harburg) sowie Dr. Hans-Heinrich Aldag (Vorsitzender der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft) teil.