CELLE. Die Landesregierung hat entschieden, dass das Celler Schlosstheater in seiner 350. Jubiläumsspielzeit weniger Landesmittel als im Vorjahr erhält. Diese Minderung geht an die Substanz. Das Schlosstheater muss nun ausgerechnet in seiner Jubiläumsspielzeit Produktionen streichen.
„Die angespannten Haushaltslagen sind allen Theatern bekannt, und das Schlosstheater geht
bereits äußerst effizient mit seinen finanziellen Möglichkeiten um und weist einen überdurchschnittlich hohen Eigeneinnahmeanteil aus“, betont Schlosstheater-Intendant Andreas Döring. Die Tariferhöhungen in den vergangenen zwei Jahren waren enorm. Deshalb haben alle Theater des Landes in diesem Frühjahr daraufgesetzt, dass die massiven Tariferhöhungen durch eine entsprechende Bezuschussung des Landes gegenfinanziert werden.
"Für die Kommunaltheater des Landes wurden 2,5 Millionen Euro weniger in den Haushalt gestellt als es notwendig wäre."
"Entgegen des Versprechens der Landesregierung, die Theater bei den Tariferhöhungen nicht hängen zu lassen, wurden jedoch für die Kommunaltheater des Landes 2,5 Millionen Euro weniger in den Haushalt gestellt als es notwendig wäre, um die tarifbedingten Kostensteigerungen auffangen
zu können", bemängelt Andreas Döring. Die Entscheidung darüber wurde erst in den Theaterferien kommuniziert.
Schlosstheater verliert über 200.000 Euro an Zuschüssen
Allein für das Schlosstheater bedeutet diese 2,5 Millionen-Minderung einen Zuschussverlust von über 200.000 Euro gegenüber dem angemeldeten Bedarf. Mehr noch. Denn die zusätzlich gewährten 3,5 Millionen Landesmittel wurden unter den Theatern des Landes zu Ungunsten des Celler Schlosstheaters verteilt. In Folge erhält das Schlosstheater über 50.000 Euro weniger Landeszuschüsse als im Vorjahr, während die anderen Theater im Vergleich zum Vorjahr mehr Mittel erhalten.
"Natürlich haben die Theaterleitung und der Vorstand des Theatervereins zusammen mit dem Oberbürgermeister Jörg Nigge und dem Landrat Axel Flader dagegen mehrfach protestiert", sagt Andreas Döring. Doch auch die Appelle der Celler Landtagsabgeordneten Björn Schepelmann und Alexander Wille und des Bundestagsabgeordneten Ulrich Mende hätten bisher nichts an dem Entschluss ändern können, den Minister Falko Mohrs nun unlängst dem Schlosstheater schriftlich mitteilte.
Schlosstheater streicht zwei Wiederaufnahmen
Nicht nur für diese Spielzeit besteht der dringende Bedarf, diese Minderung zu kompensieren. Die kommunalen Zuschussgeber wurden darüber in Kenntnis gebracht. Das Schlosstheater selbst muss nun in der laufenden Jubiläumsspielzeit die Produktion "IN MEINER VERFASSUNG" und zwei Wiederaufnahmen im Kindertheater streichen, weil es vorsorglich bei Gästen einsparen muss. Zum Glück hatte sich das Schlosstheater bereits im Vorfeld für die zusätzlichen Jubiläumsaktivitäten um gesonderte Fördermittel erfolgreich bemüht, so dass diese von der Minderung nicht betroffen sind. Die Premiere der Uraufführung von "IN MEINER VERFASSUNG" wird in den Beginn der kommenden Spielzeit verlegt.
Die Schlechterstellung des Celler Schlosstheaters und die drohende Strukturkrise der Theater lässt sich auf einen nicht umgesetzten Punkt zurückführen: Werden Tariferhöhungen nicht gegenfinanziert, wird dadurch die Struktur der Theater gefährdet. Da nützt es wenig, sich mit der angekündigten Verstetigung von zusätzlichen 3,5 Millionen Euro Landesmitteln für die Theater zufrieden zu geben, weil das Geld einfach nicht ausreicht, um den drohenden Abbau von Strukturen und Arbeitsplätzen zu verhindern.