CELLE. Noch vor kurzem war auf den Kanälen der sozialen Netzwerke der Stadt Celle ein Video aus der Serie "Läuft bei uns" zu sehen. Mittlerweile ist mindestens eins nicht mehr auffindbar bzw. sogar gelöscht, glauben Patrick Brammer, SPD-Fraktionsvorsitzender im Celler Stadtrat und Christoph Engelen, SPD-Ortsbürgermeister der Blumlage/Altstadt.
"Weit weg von 'Celle kann mehr'"
Sicher aus gutem Grund, glauben Brammer und Engelen: „Bei der Stadt Celle läuft es aktuell alles andere als rund und Oberbürgermeister Dr. Nigge ist weit weg von seinem selbstgewählten Leitmotiv 'Celle kann mehr',“ kommentiert Engelen die geplatzten Pläne zur Ansiedlung der Jugendherberge auf der Allerinsel.
Erst gehen der Stadt EU-Fördermillionen für eine "resiliente Innenstadt" flöten, nun wird sie als Stadt, die vom Tourismus lebt, auch in den nächsten Jahren keine Jugendherberge haben. Geplant war ein "Tauschgeschäft": Dem Käufer der ehemaligen Jugendherberge an der Petersburgstraße wurde seitens der Verwaltung untersagt, wie geplant ein Altenheim zu bauen. Die städtische Allerland-Baugesellschaft bot alternativ an, das Grundstück in Klein Hehlen zu übernehmen und im Gegenzug ein "Allerland-Areal in Groß Hehlen abzutreten. Anstelle eines Altenheims wollte die Allerland auf dem Jugendherbergs-Grundstück eine Kita bauen.
Bei einem von der grünen Ortsbürgermeisterin Karin Abenhausen offenbar nur für die CZ initiierten Ortstermin erfuhr sie nach CELLEHEUTE-Informationen nun von Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge: "Das wird nichts. Hier entsteht keine Kita und wir wissen nicht, was hier entstehen soll", wird der OB zitiert. Abenhausen schien das nicht zu interessieren, sie hatte beim Termin die "Horror-Schottergärten" im Auge und wetterte öffentlich gegen die Anwohner im Klein Hehlener Kieferngrund.
"Ortsrat nicht informiert"
„Leider ist es ja nichts neues, dass die Stadtverwaltung nur positive Nachrichten veröffentlicht und für den Oberbürgermeister unangenehme Themen totgeschwiegen werden. Aber das selbst der Ortsbürgermeister und der zuständige Ortsrat nicht über eine so einschneidende Veränderung auf der Allerinsel informiert werden, ist schon fragwürdig“, so Engelen weiter.
„Offenbar hat die Allerland GmbH ihren Aufsichtsrat bereits im März informiert. Leider war das SPD-Mitglied in diesem Aufsichtsrat, welches aktuell schwer erkrankt ist, nicht anwesend und kannte somit diese Information auch nicht - was es für die Stadt Celle nicht besser macht,“ ärgert sich Engelen. „Celle ist die zwölftgrößte Stadt in Niedersachsen und kann Schulklassen und Jugendlichen keine Jugendherberge vorhalten: eine Katastrophe. Dem Herbergsverband muss unbedingt ein neues Angebot vorgelegt werden“, fordert Brammer. „Hinzu kommt, dass ein Hotel im Niedrigpreisniveau auch keine Jugendherberge ersetzt. "Wer die Atmosphäre in Jugendherbergen kennt, dem ist bekannt, dass dies kein Hotel bieten kann," ergänzt Engelen, der nach eigenen Angaben selbst regelmäßig in Jugendherbergen mit seiner Familie übernachte. Patrick Brammer fordert zudem eine Aufarbeitung: „Immerhin hat der geplatzte Deal auch negative Auswirkungen auf die Ortsteile Klein Hehlen und Groß Hehlen. Im Prinzip ist die gesamte Stadtentwicklung betroffen und wirft unsere Stadt und unsere Ziele um Jahre zurück.“ „Augenscheinlich brauchen wir in Celle einen Neustart. Am besten noch vor der nächsten Kommunalwahl 2026,“ so der SPD-Fraktionsvorsitzende abschließend.