Foto: Christoph Fricke
FLOTWEDEL. Die Rente ist nicht für jeden das Paradies auf Erden. Im Gegenteil stürzt einige der Ruhestand urplötzlich in eine tiefe Krise. Die Diagnose lautet dann oftmals: Empty-Desk-Syndrom. Doch Abhilfe kann leicht geschaffen werden. Wer ehrenamtlich als Fahrer beim Verein Bügerbus für Flotwedel einsteigt, findet im Handumdrehen eine sinnvolle Beschäftigung.
"Für viele ist es einfach nicht erfüllend, wenn plötzlich eine wichtige Aufgabe im Leben fehlt, die Abwechslung und soziale Kontakte schafft und damit zur Zufriedenheit beiträgt", sagt Dierk F. Hollo, Vorsitzender des Bürgerbusvereins für Flotwedel. In der Wissenschaft ist diese Leere als Empty-Desk-Syndrom - zu Deutsch die "Angst vor dem leeren Schreibtisch" - bekannt. Der Begriff geht auf den Psychologen Otto L. Quadbeck zurück, der das Syndrom umfassend erforscht hat. Eins ist typisch für das Empty-Desk-Syndrom: Die Betroffenen können sich vor ihrer Rente gar nicht vorstellen, dass sie den Ruhestand nicht genießen könnten. Und doch tritt das dann ein. Quadbeck empfiehlt deshalb, sich neue Optionen für die Zeit nach dem Arbeitsleben zu suchen. Rentner hätten endlich Zeit, sich anderen Dingen als dem Job zu widmen, die sie erfüllen. Das kann zum Beispiel das Fahren des Flotwedeler Bürgerbusses sein, berichtet Hollo.
Aus Altersgründen müssen immer wieder ehrenamtliche Fahrer ihr Engagement beenden. Es fehlen dann Nachfolger, damit der Betrieb aufrecht erhalten werden kann. Sowohl Männer als auch Frauen, die nicht (mehr) voll berufstätig sind, können ab sofort zum Team dazustoßen, betont der Vorsitzende. Derzeit fährt der Bus die Haltestellen von montags bis freitags in der Zeit von 7 bis 20 Uhr an. Die Fahrer setzen sich im Optimalfall lediglich einmal in der Woche - überwiegend für eine Dauer von vier Stunden - hinter das Steuer. Für weitere Freizeitaktivitäten haben die Fahrer also reichlich Zeit. Hollo blickt aber mit Sorge in die Zukunft: "Wir benötigen jetzt verstärkt Freiwillige, die Freude daran haben, anderen Menschen wichtige Transportmöglichkeiten zu eröffnen und für sich selbst mehr Sinnhaftigkeit im Leben zu schaffen."
Der Verein appelliert darum an die Mitbüger aus dem Flotwedel. Er bittet rüstige Rentner, Pensionäre, Menschen in Altersteilzeit und alle übrigen Interessierten um Hilfe. "Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme", sagt Hollo. Weitere Informationen gibt es unter www.bürgerbus-flotwedel.de oder beim Verein Bügerbus für Flotwedel e.V., Wienhäuser Str. 7, 29342 Wienhausen, OT Offensen, Telefon: 05149 - 1859030. Der Erstkontakt ist auch direkt im Bus unter 0172 - 3253 881 möglich.
Text: Christoph Fricke