CELLE. Der Ortsrat Neuenhäusen hat sich in seiner gestrigen Sitzung klar für den Erhalt der Lindenallee im Rahmen der Sanierung der Breiten Straße positioniert. Ortsbürgermeister Dr. Jörg Rodenwaldt hatte bereits vor einigen Wochen einen entsprechenden Antrag zur Einbringung in den Stadtrat formuliert. Eine rechtzeitige Verabschiedung war jedoch nicht möglich gewesen, weil die für den 22. Juni geplante Ortsratssitzung krankheitsbedingt hatte ausfallen müssen. Zwischenzeitlich hat der Rat mit einer Stimme Mehrheit am 7. Juli Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge in seiner Auffassung bestätigt, das Rathaus könne eigenständig entscheiden, was einem Beschluss zur Abholzung der denkmalgeschützten Lindenallee gleichkommt. Der OB hatte von Beginn an eine Sanierung im Bestand ausgeschlossen.
Die CDU-Vertreter fanden sich zur letzten Ortsrats-Zusammenkunft vor der Sommerpause nicht ein. Rodenwaldt stellte zur Diskussion, ob man den Antrag zurückziehen oder daran festhalten solle. Uta Flick (Grüne) plädierte für eine Rücknahme, sie folgt der Verwaltung in ihrer Auffassung, es käme wesentlich teurer, die Bäume zu erhalten als abzuholzen. Die Grünen-Vertreterin war die Einzige, die sich für Kahlschlag aussprach. Anatoli Trenkenschu (AfD) verwies ebenfalls auf die höheren Kosten, er enthielt sich des Votums. Alle übrigen Mitglieder votierten dafür, den Antrag zu nutzen, um „ein Zeichen zu setzen in Richtung Rathaus“, wie Florian Wonnenberg (SPD) es formulierte. „Es gehört zum Selbstverständnis eines Ortsrates, sich zu positionieren. Die Neuenhäusener müssen wissen, wie ihr Ortsrat sich zum Thema stellt“, sagte Torsten Schoeps (WG). Joachim Schulze (SPD) führte aus: „Wir sind in Sachen Sanierung noch in der Planungsphase. Wir müssen immer wieder deutlich machen, dass es sich hierbei um ein Jahrhundertprojekt für unseren Ortsteil, für unser Quartier Neuenhäusen handelt. Der Ortsrat sollte bezüglich der ‚Baumabholzung‘ ein deutliches Signal setzen. Das darf nicht ohne die Mitwirkung des Ortsrates entschieden werden. Wir sollten selbstbewusst sein und als Ortsrat eine politische Empfehlung aussprechen.“ Darüber hinaus regte er an, „einen Blick von außen auf den Sachverhalt zu werfen“ und nannte als geeigneten Ansprechpartner die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, Kerngebiet der Forstakademie ist unter Prof. Jürgen Peters die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Erhaltung und Sicherung von Kulturgütern wie Alleen und Baumreihen.
Da der Antrag keinen Eingang mehr in den Rat finden wird, formulierte das Gremium den als Aufforderung an die Verwaltung und den Rat verstandenen Text um: „Der Ortsrat spricht sich positiv für den Erhalt der alten Bäume aus.“
Die Inhalte des Papiers gehen jedoch über die Bäume hinaus und nehmen weitere charakteristische Merkmale der Breiten Straße in den Blick: „Wie in der Denkmalbegründung ausgeführt wird, bildet auch die Gesamtanlage, dazu gehören die breiten Fußwegbereiche und die Außentreppen vor den denkmalgeschützten Häusern, die auch traditionell keine Vorgärten besaßen, eine schützenswerte Infrastruktur.“