CELLE. Über 1.600 Menschen hätten die Petition zum Erhalt der alten Lindenallee unterschrieben, mit 1.207 Personen aus Celle sei diese zum 15. September mit über 120 % des Quorums erfolgreich beendet. Heute übergaben Anwohnende, Vertreter der Celler Klimaplattform und der Ökologie AG der Solidarischen Initiative Neuenhäusen die Unterschriften an Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge.
,,Wir wollen die alte Lindenallee erhalten und keinen Kahlschlag", erläutert Nora Borne, Anwohnerin und Mitglied der Ökologie AG. ,,Von Bürgerbeteiligung kann bei einer Online-Infoveranstaltung und ausschließlicher Befragung der Eigentümer:innen leider nicht die Rede sein. Auch Ausschüsse oder der gegen die Fällung stimmende Ortsrat wurden nicht involviert. Wir vermissen hier eine ökologische Haltung und demokratische Prinzipien".
Borne und weitere Anwesende verwiesen in diesem Zusammenhang auf den Beschluss "Klima in Not", zu dem sich der Rat zwar verpflichtet hat, den sie aber nicht umgesetzt sähen. Wolfram Steinmetz, Co-Sprecher der Celler Klimaplattform forderte: "Nehmen Sie den - in der Corona-Zeit eingestellten - Runden Tisch Klimaschutz mit Beteiligung der örtlichen Organisationen wieder auf, damit sich auch die Zivilgesellschaft in die Entscheidungsprozesse der Stadt einbringen kann, die den Klimaschutz betreffen."
Im Gespräch habe Nigge den fachlichen Austausch zu ökologischen Fragen "verweigert", so die Akteure, aber habe "auf die Fachkompetenz in seinem Haus" verwiesen. Steinmetz betonte, dass auch in den breit aufgestellten örtlichen Umwelt- und Klimaschutzinitiativen eine hohe Fachkompetenz vorhanden sei - und man die Ergebnisse der Gutachten und Planungen mit dieser Expertise auch ganz anders als die Stadtverwaltung interpretieren könne. "In der Breiten Straße sind unterschiedliche Optionen für die Sanierung gegeben", so Steinmetz.
Weitere Anwohner der Breiten Straße äußerten ihren Unmut über die Verfahrensweise der Celler Stadtverwaltung: Gutachten waren nur unter erschwerten Bedingungen einsehbar, Befragungsergebnisse nicht online zugänglich und die Beantwortung der vielen Bürger-Fragen im Rat sei unzureichend geblieben.
Enttäuscht zeigten sich die Vertreter im Anschluss vom Verlauf des Gesprächs: "Es scheint, als hätte das Ergebnis des Prozesses von vornherein festgestanden: Die Fällung der Bäume. Die verschiedenen Varianten wurden nicht unter den gleichen Voraussetzungen geprüft, kein Kompromiss gesucht. Dabei wurden viele Ideen gesammelt und gar eine alternative Sanierungsversion ausgearbeitet. Wir und viele Celler:innen bedauern sehr, im Entscheidungsprozess nicht ernst genommen und gehört worden zu sein. Gerade hier im Stadtteil leben wir eine Kultur des Miteinanders", betont Steinmetz.
"Dennoch wird das gesellschaftliche Engagement im Stadtteil nicht verschwinden und die kommende Rodungssaison ab 1. Oktober aktiv beobachtet werden", kündigt Borne an. "Die Fällung der Lindenallee in der Breiten Straße wird nicht unwidersprochen bleiben und weiter von Diskussionen über ökologische Zukunftsperspektiven und den Kern demokratischen Miteinanders begleitet."