LACHENDORF. Spaltung, Radikalisierung und Unzufriedenheit – alles Schlagwörter, mit denen die deutsche Demokratie immer häufiger in Verbindung gebracht wird. Steckt die deutsche Gesellschaft in einer Krise? Genau über diese Frage diskutierten am heutigen Freitag sechs Gäste der verschiedenen Parteien aus Bundestag, Landtag und kommunaler Ebene am Immanuel-Kant-Gymnasium in Lachendorf.
200 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 bis 13 verfolgten das Geschehen, bei dem sie sich selbst eine politische Haltung bilden sollten. Das Format fand zum zweiten Mal statt. Bereits Ende 2023 begannen Politik-Wirtschafts-Lehrer Tobias Kruse-Heidemann, „Jugend debattiert“-Landesfinalistin Paula Schwolow, Kreisschülerratssprecherin Tamina Felix, Schülersprecher Wiktor Jaworowski und sein Mithelfer Ben Kuhls mit den Vorbereitungen der Neuauflage.
Nach einer Willkommensrede von Schulleiter Jörg Mollenhauer stieg Schwolow direkt mit der Frage ein, ob wir bereits in einer gespalteten Gesellschaft leben würden. Bundestagsabgeordnete Anja Schulz (FDP) fand, dass sich die Diskussionskultur in den vergangenen Jahren stärker aufgeheizt habe. Die Politikerin betonte, dass man anderen mehr zuhören sollte, auch wenn sie andere politische Meinungen und Lösungsansätze hätten.
Der Auffassung waren auch ihr Bundestags-Kollege Dirk-Ulrich Mende (SPD) und Evrim Camuz (Die Grünen) aus dem Niedersächsischen Landtag. Man könne viel mehr miteinander als gegeneinander machen. Die meisten Teilnehmenden der Podiumsdiskussion wollten die Gesellschaft noch nicht als „gespalten“ bezeichnen.
Als eine mögliche Ursache für die Wahrnehmung einer gespalteten Gesellschaft wurden die Sozialen Medien genannt, speziell die chinesische Plattform „TikTok“, die ihre Nutzerinnen und Nutzer durch Videos beeinflusse und in bestimmte Richtungen lenken würde. Der Grund dafür sei laut Schulz der Algorithmus. „Der Algorithmus spielt die Sachen ein, man ist nicht frei“, ergänzte Grünen-Politikerin Camuz.
Sollte TikTok verboten werden?
Bei der Nachfrage, ob die Politikerinnen, Tik-Tok gern verbieten würden, ging ein Raunen durch das Publikum. „Ohne „TikTok geht nichts“, wurde unter den Schülerinnen und Schülern gemurmelt. AfD-Landtagsabgeordneter Jens Brockmann beendete das Thema. TikTok könne nicht verboten werden, müsse aber kritisch mit dem Bewusstsein, wie die Mechanismen und der Algorithmus funktionieren, eingeordnet werden.
Neben den Sozialen Medien wurden noch weitere mögliche Ursachen und Gefahren wie das Auseinanderklaffen von Arm und Reich, Vermögensaufteilung, aufkommender Extremismus oder aktuelle Unzufriedenheit diskutiert.
Text: Katharina Jäger