WINSEN/ALLER. Voll war es am Sonntagnachmittag im „Grooden Hus“ in Winsen, so voll, dass noch Stühle nachgestellt werden mussten. Viele Nachbarn und Freunde kamen; denn der Chor „pro-arte-musica“ hatte zum Konzert eingeladen. Viele waren neugierig auf den neuen Chorleiter, andere kamen um die Verbundenheit mit der Ukraine zu bekunden, und natürlich kamen sie auch wegen der Musik. Es war das erste Konzert des Winsener Chores nach der Corona-Pause. So wie im Programm angekündigt, gab es internationale Frühlings- und Liebeslieder.
Gleich zu Beginn gab der Chor zwei Volkslieder in einer ungewöhnlich beschwingten Art im Satz von Heinz Lemmermann zu Gehör und eroberte damit sofort die Herzen der Zuhörer. Das finnische „Blau über Blau“ und „Hab mein Wage vollgelade“, eine holländische Weise, wurden vorgetragen. Die Stimmung im Grooden Hus war an diesem Nachmittag sehr gelöst und entspannt, zum einen sicherlich, weil es das zweite Konzert war. Tags zuvor wurde das gleiche Programm im Beckmannsaal vorgetragen. Zum Zweiten nahm der Chorleiter Julio Fernández sich selbst nicht allzu ernst und scherzte mit den Sängern und dem Publikum.
Der Winsener Chor kann sein Glück kaum fassen, einen solch fundierten Musiker für die Chorleitung gewonnen zu haben. Der ehemalige Tenorsänger der Staatsoper Stuttgart leitet hauptberuflich den Chor und das Orchester an der Universität Bremen. Fernández ist stets fröhlich und mitreißend, und mit seinem Akzent moderierte der gebürtige Spanier munter durchs Programm. So hatte der Chor auch ein Stück aus der Heimat von Fernández einstudiert. „Cada noite“ von Maximino Zumalave auf Galizisch – einer der vier Sprachen in Spanien.
Zusätzlich zu dem gemischten Chor agierten die Pianistin Kristin Legostaeva mit ukrainischen Wurzeln und die Sopransängerin Birgit Köhler aus Winsen. „An einem Tag im Frühling“ aus dem 40er-Jahre-Film „Victor und Victoria“ klang so klar und leicht und wurde von Birgit Köhler so unangestrengt vorgetragen, dass man nur staunen konnte. Genauso wie „Over the Rainbow“ aus dem „Zauberer von Oz“. Die Pianistin Legostaeva wusste auch mit ihren Solostücken zu beeindrucken, beispielsweise bei „What a wonderful World“, einst für Louis Armstrong komponiert und oft kopiert oder „Ringeblume“ komponiert in der ukrainischen Heimat der Pianistin von Volodymyr Wermenitsch und arrangiert von der Künstlerin selber. Die gelungene Mischung aus Chorkonzert mit den Solo Klavierstücken und der Sopranistin mit Klavierbegleitung fand den vollen Anklang beim Publikum und die Zeit verflog wie im Nu. Das letzte Stück des Nachmittags war eine ukrainische Komposition: „Gebet für die Ukraine“ -passend zur Gegenwart. So füllte sich dann beim Ausgang das Spendengefäß reichlich.
Text: Ute Schworm