CELLE. Knapp 20 Rechtsextremisten trafen heute in Celle auf rund 600 Gegendemonstranten: Der Neonazi Christian Worch hatte im Vorfeld einen Marsch durch Celle angemeldet – als Reaktion wurden zahlreiche Gegenkundgebungen und Mahnwachen organisiert. Zusammen mit knapp 20 Rechtsextremisten versammelte sich der Bundesvorsitzende der rechtsextremen Partei "Die Rechte" Christian Worch gegen 14 Uhr vor dem Bahnhof. Von dort aus marschierte die Gruppe die Bahnhofsstraße entlang bis zum Kreisel am Neumarkt und wieder zurück. Begleitet von dem Protest von über 500 Gegendemonstranten.
Die Polizei zeigte an der gesamten Strecke massive Präsenz, sperrte auch alle Zuwege zu der Strecke ab. Das hielt viele der Gegendemonstranten jedoch nicht davon ab den Marsch zu verfolgen, mitzulaufen und sich an mehreren Punkten der Strecke zu positionieren: Hotspots der Gegendemonstranten waren unter anderem der Thaersplatz und der Neumarkt. Außer ein paar vereinzelten Versuchen der Gegendemonstranten über die Absperrung zu klettern, kam es zu keinen größeren Zwischenfällen, heißt es von der Polizei Celle.
Mehr Polizeipräsenz als in Unterlüß
Das könnte auch an dem großen Polizeiaufgebot gelegen haben. Auch wenn die Polizei, wie üblich, zur genauen Personenstärke schweigt, so verrät Polizeisprecherin Ulrike Trumtrar: "Wir haben hier ein größeres Polizeiaufgebot als bei der Kundgebung in Unterlüß." Dort hatten rund 2000 Menschen gegen den AfD-Landesparteitag demonstriert. Die stärkere Polizeipräsenz in Celle habe gleich mehrere Gründe: Die Situation sei schwieriger einschätzbar durch den Marsch, außerdem liege Celle zentraler, sei für mögliche Gegendemonstranten leichter zu erreichen.
Ausschluss wegen Hitlergruß
Bereits vor Veranstaltungsbeginn wurde ein Teilnehmer der Neonazi-Veranstaltung von der Versammlung ausgeschlossen. "Auf dem Bahnhofsvorplatz hat ein Teilnehmer den Hitlergruß gezeigt", so Ulrike Trumtrar. Bei einer anschließenden Kontrolle des Mannes habe man dann ein Messer bei ihm entdeckt. Die Konsequenz: der Teilnehmer musste Celle verlassen.
An vielen Stellen übertönen die Buh-Rufe und der Protest der Gegendemonstranten den Neonazi-Marsch deutlich. "Wir haben gut mobilisiert und unsere Gesellschaft zeigt den Nazis: Nein, nicht hier in Celle", freute sich Angela Hohmann, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Celle. Viele Celler sind wütend über den Marsch.
"Juristisch kann man so eine Veranstaltung natürlich nicht verbieten, aber es geht uns trotzdem gegen den Strich."
"Juristisch kann man so eine Veranstaltung natürlich nicht verbieten, aber es geht uns trotzdem gegen den Strich", ärgerte sich der Celler Thomas, der den Marsch auf seinem Fahrrad verfolgte. Ein weiterer Kritikpunkt einiger Gegendemonstranten: die Abwesenheit des Oberbürgermeisters Jörg Nigge. "Es ist total enttäuschend, dass der OB sich nicht hierzu äußert und sich da raushalten will. Sein Vogänger Mende war bei sowas immer dabei, da kann man sich ein Beispiel dran nehmen", kritisiertee Andreas.