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Audrey-Lynn Struck

Scholz und Pistorius bei Spatenstich für neues Rheinmetall-Werk in Unterlüß


Neue Munitionsfabrik: Symbolischer erster Spatenstich mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (Foto: David Borghoff).


UNTERLÜSS. Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius haben am Montagmittag die Firma Rheinmetall in Unterlüß besucht. Beim symbolischen Spatenstich für das "Werk Niedersachsen" waren neben den deutschen Politikern auch die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, vor Ort. Begleitet wurde der Akt von zahlreichen Protesten. Rund 400 Landwirte blockierten mit 300 Traktoren die Zufahrten zum Rheinmetall-Gelände. Sie forderten Bundeskanzler Scholz auf, über die geplanten Streichungen von Agrardiesel-Subventionen zu sprechen. Gleichzeitig brachten sie ihren Unmut über die Regierungspolitik zum Ausdruck.


Polizei spricht von friedlichem Protest


Die Polizei ist mit starken Kräften bereits im Vorfeld rund um das Firmengelände präsent gewesen. Auch bei der eigentlichen Zeremonie ist die Polizei im Außenbereich vor Ort gewesen. Zuvor sind schon Versammlungen angezeigt worden. Unter anderem haben die Landwirte eine Demonstration mit mindestens 150 Teilnehmern angemeldet. Tatsächlich sind schließlich rund 300 Traktoren und 400 Demonstrierende vor Ort gewesen. Sowohl Landwirte als auch Antikriegsdemonstranten waren dort. Der Verlauf der Demonstration ist friedlich gewesen. Es gab zeitweise Einschränkungen im Straßenverkehr und einige Straßen sind für die Demonstration gesperrt worden.


Neues Werk soll Sicherheit Deutschlands verbessern


Am Standort Unterlüß wird der Technologiekonzern Rheinmetall eine neue Fabrik bauen, um die staatliche Unabhängigkeit bei der Munitionsversorgung weiter zu stärken. Rheinmetall spricht von einem "strategischen Schritt zur Stärkung der nationalen Sicherheitsvorsorge." An der Feierlichkeit nahmen, neben den bereits genannten Gästen, zahlreiche weitere hochrangige Vertreter aus Politik, Verwaltung, Streitkräften und Industrie teil.


Foto: David Borghoff

Das „Werk Niedersachsen“ wird künftig Artilleriemunition, Sprengstoff und Komponenten für Raketenartillerie herstellen. Rund 200.000 Artilleriegranaten sollen hier künftig pro Jahr entstehen, sowie bis zu 1.900 Tonnen RDX-Sprengstoff und optional weitere Komponenten zur Herstellung von Munitionsladungen. Außerdem soll vor Ort die Produktion von Raketenantrieben und ggf. Gefechtsköpfen erfolgen, wie sie z.B. für das geplante deutsche Raketenartillerie-Projekt benötigt werden.


„Zur Sicherung der strategischen Souveränität Deutschlands im Bereich der Munitionsherstellung schaffen wir eine nationale Produktionsstätte, die neue Maßstäbe setzt und vor allem die Versorgung der Bundeswehr sicherstellen wird“, so Armin Papperger. „Mit dem ‚Werk Niedersachsen‘ entsteht an unserem Traditionsstandort Unterlüß ein weiteres europäisches Zentrum zur Produktion von Artilleriemunition sowie weiterer Effektoren. Wir tun dies aus der Verantwortung und dem Willen heraus, mit unseren Technologien maßgeblich zur Verteidigungsfähigkeit unseres Landes und unserer NATO-Partner beizutragen.“


500 neue Arbeitsplätze in Unterlüß


Mit dem Aufbau verbindet sich ein firmenfinanziertes Investitionsvolumen in Höhe von rund 300 Millionen Euro. Rheinmetall trägt somit die Kosten des Werks, eine Beteiligung des öffentlichen Auftraggebers erfolgt nicht. Rund 500 neue Arbeitsplätze entstehen damit vor Ort.

Rheinmetall schafft mit dem neuen Werk die Möglichkeit, den Bedarf der Bundeswehr unabhängig aus nationaler Fertigung zu decken und – insbesondere im Krisenfall – eigenständige Abgaben an Partnerstaaten zu gewährleisten. Bisherige Abhängigkeiten von Exportfreigaben anderer Länder werden somit aufgehoben, so dass Deutschlands Souveränität in diesem sicherheitsrelevanten Bereich hergestellt wird. Dabei wird Rheinmetall die komplette Wertschöpfungskette für Artilleriemunition in Unterlüß entstehen lassen, um den „Full Shot“ aus einer Hand bieten zu können: Das Geschoss, den Zünder, die Sprengladung sowie die Treibladung, die das Geschoss beim Abschuss aus dem Rohr treibt.


Dazu wird das Werk Niedersachsen weitgehend autark arbeiten und alle Arbeitsschritte vor Ort abbilden, die zur Fertigung von Artilleriegeschossen erforderlich sind. Bei dem Aufbau der Fertigung folgt Rheinmetall einem modularen und skalierbaren Konzept zur Versorgungsicherheit, das perspektivisch einen weiteren Aufwuchs ermöglicht.


Werk soll in einem Jahr fertig sein


Prioritäre Zielsetzung beim Aufbau des Werks ist ein möglichst früher Produktionsstart. Nach einer Bauzeit von rund 12 Monaten – ausgehend vom Vertragsschluss mit dem Auftraggeber – wird eine Kapazität von 50.000 Geschossen p.a. erreicht, mit einem anfänglichen Anteil nationaler Wert-schöpfung in Höhe von 50 Prozent. Dieser Anteil wird sich sukzessive erhöhen, auf 80 Prozent im zweiten und 100 Prozent nationaler Wertschöpfung im dritten Produktionsjahr. Damit entstehen Versorgungssicherheit für Deutschland und vollständige inländische Wertschöpfung.

Dabei wird eine jährliche Kapazität von 100.000 Geschossen ab dem zweiten Jahr der Produktion erreicht, später steigt die Kapazität auf 200.000 p.a. an.








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