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Audrey-Lynn Struck

Tag des Waldes: NABU fordert Erhalt von Biodiversität


Foto: reliant_de / stock.adobe.com

HANNOVER. Anlässlich des ‚Internationalen Tag des Waldes‘ am 21. März macht der NABU Niedersachsen darauf aufmerksam, wie wichtig ein Schutz der niedersächsischen Wälder angesichts der Klimakrise ist. „Wälder sind enorm wichtig im Kampf gegen die Klimakrise – sie sind natürliche Kohlenstoffsenken, indem sie schädliche Treibhausgase speichern und zentrale Funktionen für die Grundwasserbildung und den Temperaturausgleich erfüllen. Außerdem sind sie ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Dr. Holger Buschmann.


Wälder im Spannungsfeld von Klimawandel, Energiewende und überlastetem Ökosystem


Doch die zunehmende Beeinträchtigung und Destabilisierung der niedersächsischen Wälder betrachtet der Landesvorsitzende mit Sorge, insbesondere mit Blick auf die Öffnung von Waldflächen für Windkraftanlagen. Auch der NABU Niedersachsen betrachtet die Energiewende als ein zentrales Element, um die Klimaschutzziele auf nationaler und globaler Ebene zu erreichen. „Dabei ist es aber zwingend notwendig, den Ansatz der Naturverträglichkeit als integralen Bestandteil der gesamten Energiewende zu verankern“, so der Landesvorsitzende. „Wir erleben gerade das größte Artensterben der Menschheitsgeschichte - ein Eingriff in diesen unverzichtbaren Lebensraum würde dieses Artensterben nur noch weiter befeuern. Unsere Wälder leiden bereits massiv durch den Klimawandel. Sie durch den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen zusätzlich zu schädigen, halte ich für unverantwortlich“, verleiht Dr. Buschmann seiner Forderung Ausdruck, dass natürliche Ökosysteme zwingend erhalten bleiben und die Biodiversität bewahrt werden muss. „Die Errichtung von Windkraftanlagen auf Waldböden ist auch deshalb problematisch, weil dadurch die Humus- und Torfbildung zur CO2-Speicherung herabgesetzt und gleichzeitig gespeichertes CO2 aus dem Boden freigesetzt wird.“


Für besonders verantwortungslos hält der NABU-Landesvorsitzende aber die geplante Nutzung von Wald-Schutzgebieten und wertvollen Waldstandorten für den Ausbau von Windkraftanlagen. „Mehr als 50 Prozent aller niedersächsischen Wälder sollen künftig für Windkraftanlagen in Betracht kommen. Auch in Schutzgebieten von europaweiter Bedeutung wird Windkraft nicht mehr ausgeschlossen. Aber mindestens alle Schutzgebiete, historisch alte Waldstandorte und andere ökologisch besonders wertvolle Waldflächen sollten von der Windenergie ausgeschlossen bleiben“, fordert Dr. Buschmann eine Überarbeitung der Regelungen, um das Ökosystem Wald nicht noch zusätzlich zu belasten.


Niedersachsen ist nur mit 24 Prozent Waldfläche bedeckt und gilt damit als waldarmes Bundesland. „Ein weiterer Grund, warum aus unserer Sicht der Wald in Niedersachsen nur dann als potentielle Fläche für Windkraftanlagen betrachtet werden sollte, wenn keine naturverträglichen Flächen im Offenland zur Verfügung stehen und dann auch nur in stark vorgeschädigten Bereichen, die jetzt und auch in Zukunft keinen Beitrag mehr für den Klimaschutz leisten können. Außerhalb dieser 24 Prozent Waldflächen gibt es in Niedersachsen nach unserer Auffassung aber genug Flächen im Offenland, auf denen Windkraftanlagen errichtet werden können“, betont der Landesvorsitzende.


Naturnahe Wälder erhalten und Ziele des Green Deal wirksam umsetzen


Nur ein wirklich naturnaher Wald ist anpassungsfähig und kann für kommende Generationen die unverzichtbaren Waldökosystemleistungen bereitstellen, so der NABU. Von Natur aus läge der Anteil der Laubbäume in Niedersachsens Wäldern bei weit über 90 Prozent. Dabei wären Buchenwälder und bei zunehmend warm-trockenem Klima auch an Baumarten reiche Eichen-Mischwälder dominierend. Heute mache die Buche bundesweit nur 16,1 Prozent der Waldbäume aus. Den Nadelbaumanteil habe die Forstwirtschaft dagegen auf national 56,4 Prozent gesteigert. Das führe dazu, dass 86 Prozent unseres Waldes nur wenig alte, kräftige Bäume aufweist und nur 14 Prozent der Bäume älter als 120 Jahre sind.


Gemäß der EU-Biodiversitätsstrategie und der „High Ambition Coalition (HAC) for Nature and People“, der sich Deutschland angeschlossen hat sowie der angestrebten neuen Ziele der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) sollen bis 2030 jeweils 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt sein. Für alle Schutzgebiete müssen dabei klar definierte, wirksame Erhaltungsziele und -maßnahmen festgelegt und angemessen überwacht werden. Auf einem Drittel der geschützten Fläche soll ein strikter Schutz gelten. „Wir fordern die jetzige und die künftige Landesregierung dazu auf, aktiv für die Ziele und Instrumente des Green Deals einzutreten und zusammen mit EU, Bund, den anderen Ländern und der Zivilgesellschaft die EU-Biodiversitätsstrategie konsequent umzusetzen“, bekräftigt Dr. Buschmann seine Forderungen, Niedersachsens Wälder besser zu schützen.


Erfolg des Niedersächsischen Weges: 1.020 Hektar im Solling werden zum „Urwald von morgen“

Auf einer 1.020 Hektar großen Fläche nordöstlich von Uslar bleibt der Wald zukünftig der natürlichen Entwicklung überlassen. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen den Landesforsten und dem Landwirtschaftsministerium, die den Zeitplan und den finanziellen Ausgleich regelt, ist 2021 unterzeichnet worden. Damit wurde, entsprechend der Vereinbarung aus dem Niedersächsischen Weg, das Netz an ungenutzten Wäldern, das landesweit zuvor 10 Prozent des Landeswaldes umfasste, auf insgesamt 34.000 Hektar Waldfläche erweitert. Die Einbettung des Wildnisgebietes in den nach den Grundsätzen des LÖWE+-Programms (Langfristige ökologische Waldentwicklung) bewirtschafteten Landeswald mit seinen Naturwäldern, Habitatbaumflächen und einzelnen Habitatbäumen, ermöglicht einen Biotopverbund mit Wanderbewegungen bedrohter Arten. Der Solling gehört aufgrund seiner bodensauren Buchenbestände und seines Umfanges zu den bedeutendsten Lebensräumen dieses Typs in Europa. In diesem Wildnisgebiet sind mindestens die Hälfte der Buchenbestände über 150 Jahre alt. Einen solchen Lebensraum gibt es in dieser Weise in Europa kaum noch – davon können Wildkatze, Luchs, Schwarzstorch sowie zahlreiche Insekten-, Pilz- und Pflanzenarten profitieren.

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