CELLE. Israelbezogener Antisemitismus ist im 21. Jahrhundert die bei weitem häufigste und bereits breit akzeptierte Form des Judenhasses. Wir hören ihn als Hasssprache auf den Straßen, sehen ihn multipel im Internet, lesen ihn in den Medien und registrieren ihn in der Alltagskommunikation. Dabei ist Israelhass kein neues Phänomen, sondern untrennbar gekoppelt an die uralte Judenfeindschaft, deren Tradition auf diese Weise modern fortgeführt wird.
Der Vortrag erörtert anhand zahlreicher Beispiele, dass israelbezogener Antisemitismus alle Merkmale des klassischen Anti-Judaismus aufweist und daher als Echo der Vergangenheit zu bewerten ist. Judenfeindschaft ist eine kulturelle Kategorie, tief eingegraben in die abendländische DNA. Dass Israel, als das wichtigste Symbol für jüdisches Leben in der Welt, im Fokus aller Antisemiten steht, folgt der Chamäleon-artigen Wandlungsdynamik von Judenhass, sich der jeweiligen Epoche oder Situation anzupassen. Der jüdische Staat steht als Hassobjekt im Fokus aller Antisemiten, gleich welcher ideologischen oder politischen Richtung. Nach 2000 Jahren Ausgrenzung, Benachteiligung und Verfolgung erlaubt Israel genuin jüdische Lebensweise: Daher ist Israel der Stachel im modernen antisemitischen Geist.
Prof. Monika Schwarz-Friesel ist Antisemitismusforscherin an TU Berlin und Autorin mehrerer Standardwerke zum aktuellen Judenhass (u.a. Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, Gebildeter Antisemitismus, Judenhass im Internet). Zuletzt erschien 2022 „Toxische Sprache und geistige Gewalt. Wie judenfeindliche Denk- und Gefühlsmuster seit Jahrhunderten unsere Kommunikation prägen.“
Text: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle
Ort: Celler Synagoge, Im Kreise 24
Zeit: Mittwoch, 5. Juni 2024, 19.00 Uhr
Referentin: Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel, Berlin
Veranstalter: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle e.V. in Kooperation mit Jüdischer Gemeinde Celle e.V. und dem Netzwerk gegen Antisemitismus