BONN/CELLE. Bis zu einem stürmischen Finale im Februar wird der Winter 2021/2022 den meisten Menschen als unspektakulär und trist in Erinnerung bleiben. Verschiedene Grautöne können ihn am besten illustrieren, aber es gab auch andere Farben. Denn der Winter war nicht nur trüb.
Winter mit wenig Winter
Der Winter in Form von Frost und Schnee schaute in den vergangenen drei Wintermonaten nur selten vorbei. Vielmehr war gefühlt alles grau in grau. Und auch die Temperaturen gaben nicht so wirklich Stoff für einen Smalltalk. Wie auch im letzten Jahr brachte dann der Februar etwas Würze in die atlantisch milde Ursuppe. In diesem Jahr gleich mit einer Reihe von Stürmen, die neben Wind auch viel Niederschlag mit sich führten.
Björn Goldhausen, Meteorologe von WetterOnline, erklärt: „Schon jetzt kann man sagen, dass der Winter 2021/2022 zu den wärmeren gehören wird. Vor allem im Flachland gab es in den vergangenen Wintermonaten deutlich weniger Nachtfröste als üblich. Die Monate waren mit einer Mitteltemperatur von 3,22 Grad recht mild und bereits am 4. Januar wurde die bisherige Höchsttemperatur von 18,2 Grad im badischen Rheinfelden gemessen. Die tiefste Tageshöchsttemperatur wurde mit minus 16,2 Grad am 10. Januar auf der Zugspitze erreicht, gefolgt von minus 6,8 Grad am 7. Januar auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald. Im Mittel gab es nur an 11 Tagen eine Schneedecke. Zum Vergleich: Im Winter 2020/2021 war es morgens im Schnitt an 28 Tagen weiß. Ganztägig frostig präsentierten sich im Winter 2021/2022 im Durchschnitt nur 4 Tage. Im Winter 2020/2021 lag diese Zahl noch bei rund 13 Tagen.
Der Winter war besonders nass. Im Mittel erreichte die Summe des Niederschlags einen Wert von knapp 200 Litern pro Quadratmeter, wobei im Zuge der Sturmtiefs im Februar der nördliche Teil des Landes am meisten Regen abbekam. Naturgemäß waren die regionalen Unterschiede aber groß: Während auf der Zugspitze über 650 Liter zusammenkamen, waren es in Teilen Thüringens kaum 60 Liter. Gemessen am langjährigen Durchschnitt war der Winter im Norden mit rund 200 Prozent sehr nass, im Südschwarzwald fiel allerdings nicht einmal halb so viel Niederschlag wie im Mittel.
Die stärkste Böe des Winters wurde während des Orkantiefs Zeynep am 18. Februar mit 161,6 Kilometer pro Stunde am Leuchtturm Alte Weser erfasst. Aufgrund der Sturmserie im Februar wurden an vielen Stationen Windspitzen von über 100 Kilometer pro Stunde gemessen.“
Wintermonate deutlich wärmer als im Vorjahr
In Sachen Sonnenschein präsentierte sich der Winter äußerst ungerecht. Während die Sonne im Süden teils deutlich länger als im Durchschnitt vom Himmel strahlte, reichte es in der Landesmitte mancherorts für kaum 60 Prozent der mittleren Sonnenscheindauer im Winter. Absolut gesehen war es auf den Bergen am sonnigsten. So konnte man sich auf der Zugspitze über rund 400 Sonnenstunden freuen. In der Landesmitte blieb es mit unter 100 Stunden hingegen häufig grau.
Die Zahlen des Winters
Wärmster Tag: 4. Januar 2022, 18,2 Grad, Rheinfelden (Baden-Württemberg)
Kälteste Nacht im Flachland: 26. Dezember 2022, minus 18,9 Grad, Dippoldiswalde-Reinberg (Sachsen-Anhalt)
Höchste Windböe im Flachland/Binnenland: 18. Februar 2022, 143,3 Kilometer pro Stunde, Büsum (Schleswig/Holstein)
Höchster Luftdruck: 13. Januar 2022, 1047,5 Hektopascal, Oberstdorf (Bayern)
Niedrigster Luftdruck: 1. Dezember 2021, 968,9 Hektopascal, Sylt (Schleswig-Holstein)