NIEDERSACHSEN. Auch die Zuckerrüben auf Niedersachsens Feldern lassen bei diesen bei diesen hohen Temperaturen die Blätter hängen. „Es ist viel zu trocken!“, lautet das Fazit von Dr. Heinrich-Hubertus Helmke, Geschäftsführer des Dachverbandes Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) zum Stand der Rüben im Verbandsgebiet und weit darüber hinaus. Aufgrund der Trockenheit haben die regionalen Unterschiede auf den Rübenfeldern deutlich zugenommen.
„Die Frühlingsmonate lieferten laut dem Deutschen Wetterdienst nur zwei Drittel des üblichen Niederschlags. Ganz im Norden Deutschlands können die Rüben derzeit noch von den wenigen Niederschlägen profitieren. In den Regionen Anklam, Güstrow und Schleswig-Holstein wird daher eine durchschnittliche Ernte erwartet“, erklärt Helmke gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
„In den anderen Regionen machen nun selbst auf Gunststandworten die Rüben schlapp“, zeigt Helmke auf. Derzeit wiegt eine Rübe zwischen 600 und 700 Gramm und liegt mit einem geschätzten Rübenertrag von knapp über 61 Tonnen deutlich unter dem fünfjährigen Durchschnitt. Doch der viele Sonnenschein hat auch etwas Gutes: Mit ihrem Blattapparat fängt die Rübe die Sonnenstrahlen auf und lagert diese Energie in den Rübenkörper als Zucker ein, sodass daher mit einem höheren Zuckergehalt zu rechnen ist. Mit ausreichend Regen und Nährstoffen erreicht sie in Durchschnittsjahren bis zur Ernte im Herbst ein Gewicht von fast einem Kilogramm und hat dann 18 Prozent Zucker eingelagert. „Dieser spielt für die Rübenbezahlung eine nicht unwesentliche Rolle und ist in trockenen Jahren generell höher“, freut sich Helmke für die Rübenbauern. In den nächsten Tagen werden bereits die ersten Öko-Rüben gerodet. Ab 1. September 2022 werden diese in Schladen angenommen, die Verarbeitung startet kurze Zeit später.
Wie wichtig Versorgungssicherheit mit Zucker sei, zeige auch ein Blick auf die Ukraine. Nur 22 der 32 Zuckerfabriken in der Ukraine würden laut des dortigen Anbauerverbandes Ukrtsukor in der kommenden Kampagne aufgrund des Krieges und der hohen Gaspreise Rüben verarbeiten können. Bei den derzeitigen Tarifen bringe jedes Kilogramm Zucker, das mit Hilfe von Erdgas gewonnen werde, den Fabriken nur Verluste. Ukraines Zuckerrübenanbaufläche beläuft sich auf 182.000 Hektar (ha), 2021 waren es noch 227.140 ha. Zum Vergleich: In Niedersachsen werden 100.000 ha Zuckerrüben angebaut. Erwartet werde für die Ukraine eine zu verarbeitende Rübenmenge von 7,83 Mio. t, woraus rund 1,1 Mio. t Zucker gewonnen werden soll. Mehrere ukrainische Zuckerfabriken haben in den vergangenen Jahren Biogasanlagen gebaut, die Rübenschnitzel verarbeiten. Dies hilft nun, die Zuckerproduktion aufrechtzuerhalten. Derzeit befindet sich nur die Zuckerfabrik in der Nähe von Charkiw in einem Kampfgebiet.